Gottlieb Wilhelm Rabener
Satiren
Gottlieb Wilhelm Rabener

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»Wir ersparen dem Richter die Mühe, roth zu werden, und uns viel beschwerliche Complimente und Krümmungen, wenn wir ihn bestechen, ohne ein Wort im Briefe davon zu sagen. Es ist auch dieses Mittel das bescheidenste, und für den Richter das sicherste, da er kein Bedenken haben kann, unsern Brief allen zu zeigen, die ihn sehen wollen, weil sie doch nur den Brief, und nicht dasjenige sehen, was im Briefe gelegen hat. Seine Antwort an uns ist ihm desto weniger gefährlich, weil nur wir sie verstehen, und sie für den dritten Mann ein Räthsel bleibt. Wenn ich also meine gerechte Sache durch ein paar Dutzend Dukaten begreiflich machen wollte; so würde ich sie ungefähr mit diesem Briefe übersenden.«

 

Herr Commissar,

Mein Agent hat mir gemeldet, daß Sie sich entschlossen haben, in meiner Sache des nähesten Bericht zu erstatten. Ich empfehle Ihnen nochmals alles aufs beste. Ich verlange weiter gar nichts, als was die Gerechtigkeit haben will. Es würde ganz vergebens seyn, mehr von Ihnen zu fodern; aber ich kann ruhig seyn, daß ich Sie bey dieser Gelegenheit habe als einen Mann kennen lernen, der billig und einsehend ist. Alles, was ich bitte, ist dieses, daß Sie die ungegründeten Zunöthigungen meiner Unterthanen in Ihrem Berichte so deutlich aus einander setzen, und sie gründlich widerlegen, daß alle, die ihn lesen, ebenso davon überzeugt werden, als Sie es sind; und daß dem Gegentheile nichts übrig bleibt, die Sache langer zu verzögern. Mein Agent hat Ordre, den Bericht sofort abzulösen, und wenn Sie es verlangen, Vorschuß zu thun. Da Sie mir alle Gelegenheit benommen haben, mich dankbar gegen Sie zu erzeigen; so kann ich doch wenigstens dieses nicht geschehen lassen, daß Sie meinetwegen sich in kostbaren Vorschuß setzen sollen. Ich bin unverändert,

Mein Herr,

der Ihrige &c.


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