Gottlieb Wilhelm Rabener
Satiren
Gottlieb Wilhelm Rabener

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Hochzuehrender Herr Kammerrath,

Ich habe gehört, daß Ihnen mein Kläger heute früh ein Fäßchen Austern geschickt hat. Der dumme Teufel! Er weis noch nicht recht zu leben, wenigstens verstehe ich die Praxin besser, als er. Austern ohne Wein sind ein ungesundes Essen. Ich habe die Ehre, Ihnen mit einem Feuillet Burgunder aufzuwarten, welchen der Ueberbringer dieses bey Ihnen abzuladen Befehl hat. Ich hoffe, Sie werden nunmehr nicht einen Augenblick mehr zweifeln, daß meine Sache die gerechteste sey; und ich glaube, daß es heute nur Ihr Scherz gewesen, da Sie bey der Ankunft der Austern gegen meinen Advocaten gedachten, daß Kläger wirklich viel vor sich habe. Sollten Sie wider Vermuthen bey der Sache noch einigen Zweifel finden; so steht beym Austrage derselben noch ein Korb Champagner zu Diensten. Ich thue alles, was möglich ist, Ihnen die Augen zu öffnen. Fällt es Ihnen etwas schwer, den Abschied zu machen, so trinken Sie nur ein paar Bouteillen von meinem Weine. Ich stehe Ihnen dafür, rationes decidendi werden sich sodann von sich selbst geben. Unter Erwartung, daß der Burgunder seine gute Wirkung thun werde, verharre ich mit aller Hochachtung,

Hochzuehrender Herr Kammerrath,

                          Dero

ergebenster Diener.


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