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Verschiedene.

C. v. Bodisco (kais. russ. Kammerherr):

Hoffen wir alle, daß die edle Begeisterung, welche in Kronstadt und Toulon zutage getreten ist, das Samenkorn zeitige, aus welchem der mächtige Baum mit seinen riesigen Ästen erwachsen wird, unter deren Schatten alle Völker Schutz finden sollen. Dort wird erstehen und keimen der Friede der zukünftigen Völker.

Ludwig Burger:

Die Kriege der ältesten Zeit kann man schließlich begreifen – das stärkere Tier vernichtet oder knechtet das schwächere. Aber heutzutage kämpfen auf den Schlachtfeldern ja keine Menschen, sondern Maschinenfabriken.

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Ich begreife nicht, wie der Erfinder oder »Verbesserer« eines Mordinstrumentes ruhig schlafen kann.

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O über die »gefährdete Ritterlichkeit!« Eine saubere Ritterlichkeit das, die in den Fäusten und nicht im Herzen ruht!

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Katheder und Säbel sind die unversöhnlichsten Gegner.

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Unsere Schlachtensänger brauchen den »Patriotismus« als Surrogat für Talent.

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Die Wahrheit läuft weg, wenn sie Trommelschläge hört.

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Man darf nicht vergessen, daß die Friedensidee nur ein Glied ist in dem großen Kampfe, den unsere Zeit gegen die Götzen der Vergangenheit führt. Noch thronen sie auf ihren wackligen Piedestalen. Wie lange noch?!

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Das Militärbudget eines jeden der großen europäischen Staaten ist so groß, daß es völlig für Garantierung eines Existenzminimums an die Arbeitslosen reichen würde. Giebt das nicht zu denken?

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Ein harter Kampf, der zwischen der schwachen Feder und dem starken Säbel – und doch, welcher Vernünftige wird zweifeln, wo der Sieg sein wird?

Diefenbach:

Ich erkenne, verabscheue und bekämpfe jeden Krieg als zum Himmel schreienden Massenmord, dessen Fluch fortzeugend nur Böses kann gebären. Ich halte jeden Krieg für eine Schande zivilisierter Völker, für Entartung zur Unmenschlichkeit und außer der Rohheit für krasse Unvernunft.

G. Dyk:

Friede! Ein herrlicher, schöner Begriff! Den Segen desselben erringen zu helfen, ist ein edles lobenswertes Streben. Es liegt nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen.

Erwin (pseudonym):

Aus »Hundert Gedanken zum Krieg«. Zürich, 1884.

Wer nicht mit allen Mitteln den Krieg zu verhindern sucht, ehe er ihn anfängt, ist ein ganz gemeiner Massentotschläger und Massenraubmörder. Die Friedensverhandlungen müssen dem Kriege vorangehen, nicht auf ihn folgen.

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Sobald man die europäische Staatengesellschaft vom Standpunkte der Möglichkeit eines europäischen Völkerfriedensbündnisses betrachtet, kommt einem Europa vor, wie ein stark besuchtes Vergnügungslokal, in dem alle Lampen ausgegangen sind.

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Es ist für die Menschheit viel wichtiger, daß alle Menschen wissen, daß der Völkerfriede nötig und möglich ist, als daß sie alle wissen, daß 2 x 2 = 4 ist.

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Wenn man die Staaten als Personen auffaßt, so ist die europäische Staaten-Gesellschaft eine Gesellschaft kleiner Schulkinder, die lärmen, schreien und Unarten machen, weil die Lehrerin noch nicht eingetreten ist. Der Krieg ist die Pause in dem Völkerunterricht.

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Der Krieg ist die Nachtarbeit der Penelope. Wann wird Odysseus, dieser umherirrende Verstand, in Bettlergestalt kommen, um dem Unfuge ein Ende zu machen?

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Die sogenannten »militärischen Tugenden« sind entweder Eigenschaften, die man auch außerhalb des Militärs in vielen Verhältnissen des friedlichen Lebens – welches ja auch ein Kampf ist – bethätigen kann, oder sie sind Virtuosität in der Erdrückung jeder menschlichen Regung und ein freies Walten der tierischen Natur des Menschen.

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Eine Geschichte der Motive der Kriegserklärungen und der diesen vorausgegangenen Manipulationen wäre eine Geschichte der menschlichen Bosheit, Unbildung, Dummheit und Selbstsucht. Und wenn jemand diese Geschichte gut schriebe, stünden sehr viele gerühmte Männer der Geschichte sehr schlecht da und am allererbärmlichsten viele berühmte Geschichtsschreiber.

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Den Kriegen kann nur auf zwei Arten ein Ende gemacht werden: durch Werke des Friedens oder durch die Kriege selbst. Es wäre zu raten, daß die Menschheit durch friedlichen Ausgleich infolge gerechter Erwägungen Herr ihrer Uneinigkeit wird, denn die zweite Art, wie einmal die Kriege aufhören, ist eine traurige; dann werden die Völker so mörderisch und so lange sich bekämpfen, bis sie alle nicht mehr können und eine allgemeine Agonie eintritt, die Ruhe eines Kirchhofs, ein schönes Ende der gepriesenen Menschheitsentwicklung. Schon Cicero sagt: »Es giebt zwei Arten zu streiten: mit Vernunft oder mit Gewalt; die erstere Art paßt mehr für die Menschen, die andere mehr für die Tiere«.

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Wer Krieg und Recht zu gleicher Zeit denken kann, kann beide Beine zu gleicher Zeit geradeaus strecken, ohne hinzufallen.

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Das Kainszeichen des Krieges ist die staatlich gewollte Ehrlosigkeit: wir meinen die Spione.

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Wem fiele nicht bei jedem Kriege das schreckliche Wort Schlegels ein: »Der Mensch ist eine ernsthafte Bestie«? Und doch ist dieses Wort noch nicht bezeichnend genug für die Greuel der Kriege, in denen die edlen, denkenden Menschen Bestialitäten verüben, zu welchen die meisten Bestien sich nie erniedrigen.

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Jeder Krieg wäre unmöglich, wenn eine den Volkswillen wollende Regierung in der Wahl ihrer Diplomaten so gewissenhaft und egoistisch wäre, wie eine Bank in der Wahl der Kommis ist, welchen sie die Prokura anvertraut.

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Bei einem Kriege wehrt sich jedermann gegen die »Insinuation«, den Krieg gewollt zu haben. Die Könige sagen, es war das Volk, die Diplomaten sagen, es waren die Könige und das Volk sagt, es waren die Diplomaten. Da nun aber der Krieg nicht aus der Luft heruntergefallen sein kann, so sagt man, »es waren die Umstände«. Dann sind aber jedenfalls Könige und Diplomaten schuldiger als das Volk, denn die ersteren haben mehr Gelegenheit und Aufgabe, die » Umstände« umzugestalten, als das Volk. Das Volk ist die ergebene Hoftheater-Intendanz, welche im Manuskript ein den Fürsten oder Diplomaten genehmes Trauerspiel zur Aufführung erhält, ohne sagen zu dürfen, ob das Stück dem maßgebenden Publikum gefallen wird und ob die Aufführungskosten auch gedeckt werden.

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Statt »Kriegsrecht« kann man auch sagen: »Recht des Unrechts«.

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So lange die Völker zwar Eisenbahnen zu einander errichten, Handelsverbindungen anknüpfen, in Kunst und Wissenschaft gemeinsamen Zielen zustreben, aber noch Kriege führen, gleichen sie jenen Schuljungen, die einen einfachen Gedanken nicht ausdenken können, sondern in der Mitte stecken bleiben.

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Wenn mich etwas wundert in dieser wunderlichen Welt, so ist es die Thatsache, daß, nachdem schon so unendlich viel Tinte vergossen worden ist von gescheiten Leuten, noch immer so viel Blut vergossen wird – auch von gescheiten Leuten.

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Wenn ein einziger armseliger Mensch stirbt, folgt die ganze Verwandtschaft und Bekanntschaft in schwarzen Trauerkleidern. Aber bei der ergreifendsten Totenfeier, wo die Blüte der Nation, ihre Jugend, massenhaft zum Tode ging, in der Schlacht, sieht man die heitersten, buntesten Gewänder. Es ist, als ob man sich über das Traurige der Sache komödienhaft hinweglügen wollte.

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Der Krieg gehört zu allem eher als zur Ordnung, er ist vielmehr der ausgesprochenste Darsteller aller und jeder moralischen und sozialen Unordnung. Damit die Welt nicht zur Ordnung komme, erscheint er immer wieder als diabolisches Prinzip der Unordnung. Drum hat man ihn auch den »Kriegsteufel« und die »Kriegsfurie« genannt und es waren nicht Teufel und Furien, sondern Engel, welche der gläubigen Menschheit zujubelten: » Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen«.

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Man hört oft sagen, stehende Heere seien schon deswegen wünschenswert, weil durch dieselben erstens viele Geschäftsleute und Fabrikanten ihr Geld verdienten und weil zweitens im Heere viele Menschen ein Unterkommen fänden, die sonst brotlos wären. Es ist das ungefähr dieselbe Gedankenoperation, als wenn man für unverschuldete Arme Zuchthäuser errichten wollte oder wenn man verlangte, daß die Menschen künstliche Augen tragen, damit die Glasarbeiter etwas zu thun haben.

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Es ist schwer begreiflich, warum zwar so viele gute Menschen aus Gram über den Tod eines einzelnen, ihnen nahe stehenden Menschen: der Mutter, der Braut, des Busenfreundes u. s. w. verrückt geworden sind, warum aber so selten ein Mensch über den grenzenlosen Jammer des Krieges, der grausamen Hinmordung so vieler liebenden und zum Guten wirkenden Mitmenschen, seinen Verstand verloren hat.

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Ich gehe aus dem Wege, wo ich sehe, daß eine Fahne für einen Kriegerverein eingeweiht wird, aber wie gerne würde ich dabei sein, wenn man die große Friedensfahne für Europa einweihen wollte!

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Man kann sich ein gutes, kampfbereites, stehendes Heer bei langem Frieden ebenso wenig denken, als eine brennende Lampe im Dunkeln.

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Selten in der Geschichte ist der Begriff eines guten Bürgers mit dem eines enragierten Mörders in eine solche innige Beziehung gesetzt worden, als in der Neuzeit durch Europas »Völker in Waffen«.

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Daß Kriege notwendig sind, könnte man nur sagen, wenn man seit langen Zeiten mit allen Mitteln versucht hätte, Frieden zu machen und dieser angestrengte Versuch nicht gelungen wäre. Da man sich aber nicht der Mühe der Möglichkeit des Friedens hingab, spricht man zur Beschwichtigung immer von seiner Unmöglichkeit.

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Wenn man vom Standpunkte des überzeugten Friedensfreundes die heutigen Politiker betrachtet, so erscheinen sie alle wie Hochzeitsgäste, von denen keiner die Braut gesehen hat.

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Der Krieg ist eine Gefahr, diese besteht aber nicht an und für sich, wie Schiffbruch und Feuersbrunst, sondern nur, weil der Mensch sie geschaffen hat.

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Warum soll es einem Bunde offen und ehrlich denkender Menschen nicht gelingen, die Wahrheit von der Notwendigkeit und Möglichkeit des Friedens über Europa zu verbreiten und es dahin zu bringen, daß diese Wahrheit der Wahlspruch der großen Mehrheit sei und diese auch darnach handle?!

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Wenn sich halbwegs gebildete Menschen nicht leiden mögen, gehen sie auseinander; wenn die Staatsregierungen – nicht die Völker – sich nicht mögen, müssen die Völker auf einander losgehen. Warum sagen die Staatsregierungen nicht, indem sie das scharfe Wort des erzürnten Dichters umkehren: Wir haben lang genug gehaßt und wollen endlich lieben?

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Wenn Europa noch lange die jetzige Heeresmacht aufrecht erhält oder gar noch verstärkt, gleicht es gewissen Kaufleuten, die, um einem Bankerotte vorzubeugen und ihren Kredit zu stärken, noch ihr letztes bares Geld für glänzenden Haushalt, Bälle, Gesellschaften erst ausgeben. Aber der Kredit kommt doch nicht und so wird der Bankerott größer als er sonst geworden.

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Wenn man sieht, wie ganz Europa unter dem Vorgeben, Kriegsgefahr zu verhüten, sich der größten Staatseinnahmen, der tüchtigsten Menschenkräfte beraubt, um Festungen, Kasernen, Kriegshäfen zu bauen und Hunderttausende von intelligenten Menschen in Kasernenhöfen und auf Paradeplätzen Kriegsspiele spielen zu lassen, so kommt einem das vor, wie wenn ein Mensch sich seine 32 gesunden Zähne ausziehen lassen wollte, nur um ja nie Zahnweh zu bekommen. So ist er gewappnet gegen alle Zahnschmerzen, aber er kann nicht mehr nagen und beißen und sich nicht mehr stark und kräftig nähren.

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Der Krieg ist der geadelte Parvenü aus der bürgerlichen Familie der Prügel.

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Moltke hat gesagt, der ewige Friede sei ein Traum und kein schöner. Mir dagegen scheint der Gedanke des ewigen Friedens das wahre Bewußtsein tieferer Denker von einem späteren Zustande der Menschheit zu sein, der Krieg aber ist in Wahrheit ein Traum, der Traum der eingeschlafenen Menschheit von ihren Flegeljahren.

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Jeder Krieg ist eine Beleidigung der Religion.

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Für den Berufssoldaten ist der Krieg, was der Sonntag für den Pfarrer: er zeigt, was er gelernt hat und führt aus, worauf er sich vorbereitet hat. Die Taufgelder – aber für eine blutige Taufe – kommen reichlich. Nur ist der Kriegsdienst kein Gottesdienst, und wenn es einen Teufel gäbe, würde er in seinem eigensten Interesse handeln, den Krieg zu erfinden, wenn er noch nicht erfunden wäre.

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Die wichtigste Frage in dieser Materie, die auch den ganzen zugleich schlechten und dummen Charakter des Krieges (schlecht und dumm sind öfter beisammen als man glaubt) entschleiert, ist die: Was hat derjenige, der einen Krieg anfängt, für eine Absicht und woraus kann er schließen, daß er zu dem beabsichtigten Ziele kommt, ohne daß die Kosten den Wert des gewonnenen erreichen und wie denkt er über das Verhältnis vom Werte des Lebens und der Gesundheit seiner Mitmenschen zum Werte lebloser Dinge, als da sind Geld und Land? Sind einige Milliarden und einige Provinzen mit mißvergnügten Bewohnern, die den Staat viel Geld kosten und den Staatsdienern viel Ärger machen, ein gleichwertiger Ersatz für das grausame, rohe, schmerzvolle Hinmorden vieler Tausend stammverwandter Menschen, die man gar nicht gefragt hat, ob sie » um ihr Leben gern« die Milliarden und die Provinzen haben möchten!?

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Der Krieg ist ein lärmender Stammgast, der viele Gäste vertreibt und an dem der Wirt nichts verdient.

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Möge ein großer Staatsmann kommen, ein Glöckner an der Völkerkirche, der die Glocke läutet nach dem Wunsche Schillers: » Friede sei ihr erst Geläute«.

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Jeder Krieg ist die Demaskierung auf dem Zivilisations-Maskenball.

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Für den Denker gibt es nur Eine anständige Kriegserklärung: die gegen das Dumme und Gemeine, also in erster Linie gegen den Krieg.

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Während der Kriegszeit sollte es – der Logik wegen – verboten sein, das Wort »Mensch« auszusprechen, denn mit der Kriegserklärung ist allen Menschen, die Krieg führen oder gegen die er geführt wird, die Menschlichkeit aberklärt.

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Die meisten Kriegserklärungen sind gewollte Mißverständnisse.

Richard Grelling (Rechtsanwalt):

Nur durch internationale Vereinbarungen kann dem Rüstungsfieber Einhalt geboten werden.

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Wer zum Kriege rüstet, um Frieden zu haben, ist ähnlich demjenigen, der mit gespanntem Revolver einhergeht, damit ihm kein Unrecht geschehe.

S. W. Hanauer:

Christus war eine helle Leuchte der Menschheit. Das Licht seiner Lehre war Liebe. Doch was würde wohl der Erlöser zu seinen Religionsbekennern sagen, wenn er heute unter ihnen erschiene? Heute, wo in Europa 300 Millionen Christen ihre Fähigkeiten zur gegenseitigen Vernichtung einsetzen! Torpedos und Magazingewehre: kennzeichnen die etwa das christliche Ideal?

Graf Hompesch:

Es wäre höchst wünschenswert, daß alle Menschen, welche erkennen, daß das gegenwärtig befolgte System zu einem fürchterlichen Kriege oder zu einem nicht minder zu befürchtenden finanziellen Ruin führen muß, den Mut hätten, ihre Meinung laut zu erkennen zu geben. Ihre Pflicht ist es, den Souveränen und den Regierungen gerade herauszusagen, daß die gesunde öffentliche Meinung von diesen unzählbaren Armeen genug hat, daß es an der Zeit ist, dieses System zu ändern und nach Mitteln zu suchen, um auf die eine oder die andere Art nach einem auf solider Grundlage basierten Frieden zu streben, der nicht mehr abhängig ist von dem Stirnrunzeln irgend eines Potentaten, daß es keinen Moment mehr zu verlieren gibt, die Staatsfinanzen zu retten, daß Industrie, Handel und Ackerbau kategorisch jene Hilfsquellen fordern, die gegenwärtig zur Erhaltung der Friedensarmeen dienen.

Prophet Jesajah:

... sie werden stumpf machen ihre Schwerter zu Sicheln und ihre Lanzen zu Rebenmessern. Nicht wird erheben Volk gegen Volk das Schwert und nicht lernen sie fürder den Krieg.

Ludwig Kunwald (Rechtsanwalt):

Der Mensch muß selbst Hand anlegen zur Erreichung dieses erhabenen Zieles. Der Krieg beruht nicht auf einem Naturgesetz und wird demnach auch nicht, wie die Erscheinungen in der Natur, kraft eines eigenen, ihm innewohnenden Gesetzes wieder verschwinden. Menschliches Irren hat ihn verschuldet – menschliches Wollen, menschliches Erkennen wird und muß ihn wieder beseitigen.

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So gewiß, wie auf die Nacht der Tag und wie auf den Winter der Frühling folgt, so gewiß wird einst der Tag kommen, an welchem die Menschheit auf die Zeiten, in denen zivilisierte Völker mit einander Krieg führten, mit ebenso verwundertem Abscheu blicken wird, wie wir heute etwa auf die Scheiterhaufen der Inquisition, auf den blutigen Wahnsinn der Hexenprozesse, auf die Züge der Flagellanten oder auf die Massenabschlachtung der Kriegsgefangenen in früheren Jahrhunderten zurückblicken.

Felix Moscheles:

Die Friedensvereine stellen sich die Aufgabe, das ideale Streben und den praktischen Sinn wie Mann und Weib mit einander zu vermählen, daß sie vereint in die Welt hinaustreten können, abhängig von einander und doch gleichberechtigt. – Und das Kind aus dieser Ehe bringt die Lösung der Frage: Wie können die Menschen in Frieden mit einander verkehren? Wie können wir das Ideale von heute in das Praktische von morgen umwandeln? – Des Kindes Pathen heißen Nächstenliebe und Aufklärung; das Kind selbst heißt Friede. Der Kleine ist zwar gesund und lebensfähig, aber allein laufen kann er noch nicht, und da wollen wir ihm nach Kräften beistehen und ihn schützen, daß er wachse und gedeihe und unter den Menschen ein neues segenbringendes Reich gründe.

Eduard Müller:

Durch Organisierung des Staatenfriedens, durch bleibenden Verzicht auf Kabinets- und Völkerkriege werden Mittel frei, auch den schwer bedrohten sozialen Frieden wirksam zu fördern, dauernd sicherer als durch Roß und Reisige ... Die alten Bauernstreite um Fetzen Landes sollten begraben, die Hälfte der Militärbudgets den stöhnenden Steuerzahlern erlassen, die andere Hälfte in volkstümlichen Erwerbsgenossenschaften und kleinbäuerlichen Besiedelungen angelegt werden ... Der Zwangsbeitrag des Staatsbürgers sollte zu notwendigen Kulturzwecken verwendet werden, nicht zu vermeidlichen Blutthaten.

Graf della Somaglia (Präsident des »Roten Kreuzes«):

Der heißeste Wunsch meines Herzens ist, daß die Gesellschaft vom Roten Kreuz nichts andres mehr zu sein brauche, als eine brüderliche Versammlung von Leuten, die nie mehr beschäftigt werden.

Sozial-Aristokrat (pseudonym):

Mit dem Spieß- und Stechpatriotismus von ehedem beweist man heute nur noch, daß man hinter der ethischen Entwickelung der Zeit zurückgeblieben ist und nichts von dem versteht, was heute wirklich den Konkurrenzkampf der Völker ausmacht.

Sprichworte (italienische):

Der Krieg macht Spitzbuben und der Friede hängt sie.

Krieg anfangen heißt die Hölle entfesseln.

In die Kirche geht man aus Frömmigkeit, in den Krieg notgedrungen.

Franz Wirth:

Wenn ein gebildetes Volk ein rohes ungebildetes bekämpft und zur Kultur führt, dann wird in der Regel auch die Kultur gefördert. Aber es ist sehr die Frage, ob derselbe Zweck nicht weit besser durch friedliche Mittel, Kolonisation und Handel erreicht wird.

J. V. E. Wundsam:

Groß ist eure Zahl, die ihr den Frieden wollt und doch nicht offen für ihn einsteht! So groß, daß euer Wille ein unverletzliches Gesetz wäre, wenn ihr mit Energie, mit der ganzen inneren Überzeugung ihn zum Ausdruck bringen wolltet!

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Was hält euch Friedensfreunde davon ab, vor aller Welt Farbe zu bekennen? Eure Masse ist so stark, daß ihr gegenüber die kleine Schaar der prinzipiellen Gegner machtlos, lächerlich, vernichtet dasteht, wenn ihr euch vereint zu gemeinsamer bestimmter Kundgebung eures Willens! Ihr braucht es nur zu sagen, daß ihr Friedensfreunde seid, daß ihr der Völkerführer grausam Spiel mit Menschen, die unser aller Brüder sind, genugsam satt habt, daß ihr eure Hand nicht bietet mehr zu wahnsinnigem Massenmorde, – und kein Krieg mehr wird Europas Frieden stören!

Zeuxidamos:

Wenn mir einer sagt, daß für diejenigen, die große Thaten verrichten wollen, der Krieg weit besser sei, als der Friede, so antworte ich ihm: nein, bei den Göttern! für diese ist der Tod besser als das Leben.

Dritte Abteilung:
Erzählendes.

 

Motto:

»Das Friedensbedürfnis bekundet sich allgemein.«

Kaiser Franz Josef I.

 

 


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