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Hymnus.

Groß und erhaben
Senke dich nieder
Mit allbeschützendem Fittich,
Weit über Erde und Menschen,
Weltenfriede!
Sie, die getrennt
Durch Haß und Zorn
Und entfesselten Irrtum
Verblendeter Völker,
Vereine sie wieder
Mit sanfter, schützender,
Allgütiger Hand –
Umschlinge sie wieder
Mit einem Band,
Dem Bande der Liebe,
Lange erflehter,
Bange ersehnter
Friede der Welten! – – – –
Lernet vergeben
Statt zu vergelten
Irrende Seelen!
Arme Menschen,
Die ihr schmachtet
Jahrhunderte lang,
Von Verblendung umnachtet
Und irrendem Drang,
In wildem Sehnen
Nach Licht und Sonne,
Nach Liebeswonne,
Nach der einzig ewigen,
Großen und leuchtenden
Gnadensonne der Erkenntnis!
Wann wird sie euch aufgehen
Am Völkerhimmel
Die leuchtende, strahlende,
Wärmende, segnende,
Alle Keime des Guten,
Schönen und Edlen
Weckende, nährende
Sonne der Liebe! ...
Die armen Menschen!
Sie weinen und klagen
Über Unheil und Leid,
Und pflanzen sie selbst
Und fluchen und schäumen,
Wenn sie entkeimen!
Sie streben und ringen
Nach Glück und Freude
Und vernichten selber
Was sie erträumen ...
Parasitengeschlecht!
Verblendete Kinder des Fluchs,
Wann werdet ihr Kinder des Segens?
Wann werdet ihr edel
Und wann erhaben?
Was sollen die Gaben,
Die euch verliehen!
Vergebenes Mühen
Ist all euer Ringen,
Kämpfen und Streben,
Wenn ihr selber schändet,
Was euch heilig im Leben,
Selber zerstöret,
Was ihr mühsam erbaut!
Auf! – rafft euch empor,
Folgt jenen nach,
Die euch weisen die Pfade,
Die Bahnen des Heils!
Was wollen sie,
Die vorangehn die heilige Bahn?
Wollen sie
Wellen des Völkerblutes
Und Gräuel des Kampfes,
Die Furie des Krieges
Oder Segen,
Heiligen Segen,
Segen des Friedens?
Flackre auf,
Sonne der Wahrheit!
Durchdringe die Nacht,
Die Nacht der Verblendung,
Entzünde die Sehnsucht,
Das Sehnen der Seelen,
Daß sie mächtig entbrennen
Im Drang nach der einzigen
Urewig erhabenen
Quelle des Lichts! ...
Sonne der Liebe,
Wahrheit – Gerechtigkeit

Sind leuchtend und strahlend
Am Himmel der Völker
Dein Morgenrot! – – –
Hört ihr sie klingen,
Die Glocken der Zukunft,
Sie tönen so eigen,
So wundersam erhaben,
Wie ein Strom von Andacht
Durch die Seele rauscht,
Wie ein allmächtiger Akkord
Beglückender Harmonie der Seelen.
Nicht die Glocken des Aufruhrs,
Nicht die eherne Stimme
Des Völkergrimmes!
Rein und erhaben
Ertönen die Klänge ...
Laßt sie tönen,
Laßt sie klingen,
Weithin, fernhin
Soll es dringen.
Ziehet kühnlich
An den Strängen,
Kinder, Kinder
Einer Welt –
Wackre Söhne
Eines Volkes!
Laßt sie hallen, laßt sie schallen,
Weithin soll es mächtig dringen,
Über Thäler hin und Fluren,
Üb'rall wo des Wohlseins Spuren
Uns ein Bild des Glückes zeigen –
In das wetterschwüle Schweigen
Wie vor der Gewitter Grimme
Töne laut die eh'rne Stimme!
Laßt der Zukunft Glocken klingen,
Laßt sie kühn und mächtig schwingen –
Horcht! Schon rauscht's in heil'gen Klängen,
Brausend dringt's in alle Weite,
Ziehet, ziehet an den Strängen –
» Friede sei ihr erst Geläute

Paul Wilhelm.


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