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Kirchenmänner.

Bischof von Bath und Wells (1893):

Ich bringe den Bestrebungen der International Arbitration and Peace Association meine vollste Sympathie entgegen. Ich denke, unsere blutigen und zerstörenden Kriege sind eine Schmach für unsere Zivilisation und ein Schandfleck auf unserem Christentum.

Bischof von Durham (1892):

Der internationale Friede? Die aufrichtige Bestrebung einer Generation wird der sichere Besitz der nächsten.

Fénélon:

Ein armer Unglücklicher kommt an den Galgen, weil er auf der Landstraße aus ärgster Not einige Thaler raubte; aber ein Eroberer – das ist ein Mann, der ungerechterweise dem Nachbar Länder wegnimmt – wird als Held gefeiert. Eine Wiese oder einen Weingarten ohne Berechtigung zu benützen, das sieht man als böse Sünde an; allein das Usurpieren von Städten und Provinzen wird für nichts gerechnet. Dem Einzelnen ein Feld fortnehmen, ist ein Verbrechen; einem ganzen Volk ein ganzes Land rauben, gilt als rühmliche That. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Sind Millionen Menschen in Gestalt einer Nation weniger unsere Brüder als der einzelne Mensch?

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Mit Zweideutigkeiten und verfänglichen Ausdrücken im Friedensschluß wird die Saat künftiger Kriege gestreut, d. h. man legt unter die eigenen Wohnhäuser Pulverfässer.

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Als ob es Fürsten eine Ehre wäre, das Glück der Völker zu stören, deren Väter sie sein sollen! Als ob ein König anderswoher Ruhm zu erwarten hätte, als von der Gerechtigkeit!

Herder:

Der Krieg, wo er nicht erzwungene Selbstverteidigung ist, ist ein unmenschliches, ärger als tierisches Beginnen; und das Gefolge des Krieges – schrecklicher als er selbst – sind Krankheiten, Lazarette, Hunger, Raub, Gewaltthat, Verödung der Länder, Verwilderung der Gemüter, Zerstörung der Familien u. s. w. Alle edlen Menschen sollten diese Gesinnung mit warmem Menschengefühl ausbreiten, Väter und Mütter ihre Erfahrungen darüber den Kindern einflößen, damit das fürchterliche Wort Krieg, das man so leicht ausspricht, den Menschen verhaßt werde.

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wie fremde Banditen und Meuchelmörder müssen die erscheinen, die für oder gegen ein fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbrüder untergraben ... Hassen muß und wird man den frechen Übertreter fremder Rechte, den Zerstörer fremder Wohlfahrt, den kecken Beleidiger fremder Sitten und Meinungen, den prahlenden Aufdränger seiner eigenen Vorzüge an Völker, die dieselben nicht begehren.

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Je mehr die Menschen Früchte einer nützlichen Thätigkeit kennen und einsehen lernen, daß durchs Kriegsbeil nichts gewonnen, aber viel verheert wird, je mehr die schmählichen Vorurteile von einer mit göttlichem Berufe zum Kriege geborenen Kaste, in der Heldenblut fließt, verächtlich und lächerlich werden: desto mehr Ansehen wird der Ährenkranz, der Apfel- und Palmenzweig vor dem traurigen Lorbeer erhalten, der neben dunkeln Cypressen wächst.

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Immer mehr muß sich die Gesinnung verbreiten, daß der ländererobernde Heldengeist nicht nur ein Würgengel der Menschheit sei, sondern auch lange nicht die Achtung und den Ruhm verdiene, die man ihm aus der Tradition der Griechen, Römer und Barbaren her zollt.

Knauer:

Wer vom ewigen Frieden zu reden wagt, gilt als ein sonderbarer Schwärmer, und so mancher hochkultivierter Europäer kann an das Aufhören der offiziellen Massenmorde noch weniger glauben, als der Hottentotte an das der Menschenfresserei: Die Mehrzahl der Menschen lebt eben zu allen Zeiten in dem Wahne, bereits auf der höchsten Stufe menschlicher Kultur zu stehen!

Papst Leo XIII.:

Es giebt nichts notwendigeres, als gegen den Krieg anzukämpfen und alles, was in dieser Richtung geschieht, kann als eine große Forderung, nicht nur der christlichen Idee, sondern auch des Gemeinwohls angesehen werden.

Hyacinthe Loyson:

Die kurzsichtigen und die unaufrichtigen unter den Staatsmännern haben Europa an den Rand des Untergangs gebracht. Montesquieu weissagte schon vor anderthalb Jahrhunderten: »Europa wird durch die Kriegsmänner zugrunde gehen.« Krieg zwischen den Völkern und den Klassen ist eine Barbarei, gegen welche die des fünften Jahrhunderts eine Idylle war und aus der uns nur ein Wunder an Weisheit und moralischem Mut erretten kann.

John Nicolassen:

Mögen wir in anderen Punkten noch so sehr auseinander gehen: wenn wir in diesem einen Punkte – der Erstrebung eines allgemeinen Weltfriedens – gleicher Ansicht sind, warum sollen wir uns in diesem Einen nicht auch äußerlich verbinden und mit vereinten Kräften für die große Sache eintreten? Darin, meine ich, sind wir doch alle einig: daß wir aus wirklich humanen Gründen, mit einem Herzen voller Menschenliebe für das große Werk arbeiten.

Woraus wir unsere Begeisterung für die Sache im tiefsten Grunde schöpfen, das mag für den einzelnen von fundamentaler Bedeutung sein; für die Sache, meine ich, trägt das wenig aus.

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Wir wollen für den allgemeinen Weltfrieden doch nicht etwa deshalb eintreten, um nachher gemächlich auf unserer Bärenhaut liegen zu können und im allgemeinen Verbrüderungsdusel aufzugehen, sondern nur um freie Bahn zu schaffen für den Kampf, der wahrhaft menschlich ist und ohne den die Menschheit nie auskommen kann: den Kampf der Geister.

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Wahrhaftig, dies patriotische Christentum, wie es heute gepflegt wird, ist ein furchtbarer Hohn auf das Christentum Jesu Christi. Wir verspotten und verhöhnen so gern das alttestamentliche Israel, mit seinem alleinigen Anspruch auf den Schutz Jehovas. Sind wir denn etwa heute besser?

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Wenn man jenen patriotischen Kriegsphrasenhelden nur einmal ordentlich auf den Leib rückt und sie bei jeder einzelnen neuen und doch so alten Phrase zwingt, dieselbe nicht nur herauszuplappern, sondern in ihren Konsequenzen durchzudenken, da geben sie meistens doch klein bei.

J. M. Schleyer:

(Aus »Sechzehn Gründe und Mittel zum ewigen Völkerfrieden.« Konstanz 1892.)

Die edelsinnigsten aller Menschen sehnen sich nach andauerndem Frieden, niemals nach dem Kriege.

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Unter Christenvölkern sollte ein Krieg schon deshalb nicht mehr vorkommen, weil, wie die Einzelmenschen, auch die Völker einander lieben sollen wie sich selbst. Was sich aber wahrhaft liebt, tötet sich nicht, sondern erfreut und beglückt sich.

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Niemand, auch Kirche und Staat nicht, hat das Recht, Unschuldigen das Leben zu nehmen. In jedem Kriege aber verlieren zahllose Menschen schuldlos ihr Leben. Hunderte und Tausende von Unschuldigen auf einmal töten – welch' ungeheures Verbrechen!

Was zwischen einzelnen Sünde, Laster und Thorheit – z. B. Haß, Raub, Mord – kann zwischen ganzen Völkern nicht Tugend, Großthat und Vernunft sein. Auf Laster, Thorheiten und Verkehrtheiten aber verzichten, heißt vernünftig handeln. Die allergrößte Verkehrtheit jedoch heißt: Angriffskrieg.

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Man beuge schon aus weiter Ferne allen Ursachen und Anlässen zum Krieg mittels dauernder Friedensverträge vor. Ein aus allen Staaten zusammengesetzter Senat sollte die Streitigkeiten der Nationen schlichten.


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