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Die eroberte Stadt.

Die Flamme strahlt und frißt! Ich folgte dem Gebote,
Das du mir gabst, o Herr! Hinfährt sie mit dem Sturm
Und überheult dein Volk! Gleich dunklem Morgenrote
Glüht sie die Dächer an und tanzt von Turm zu Turm!

Aufspringt, wie ein Gigant, der Mord mit tausend Armen;
Die Schlösser sprüh'n empor und werden Gräber nun;
Was atmet, wird erwürgt; der Stahl kennt kein Erbarmen –
Schon freut der Rabe sich und schon das Leichenhuhn.

Die Mütter schauderten! Wohl haben weinen müssen
Die Jungfrau'n, o Chalif! – Schaumtriefend, langgeschweift,
Hat die Geschändeten, von Hieben wund und Küssen,
Der wilde Berberhengst von Thor zu Thor geschleift.

O sieh, schon trägt die Stadt ein Bahrtuch, weit und düster!
Sieh, wo dein Arm sich hebt, da wird die Erde bleich!
Im Schatten des Altars erschlugen wir die Priester –
Hinflogen Kreuz und Buch, unnützen Schilden gleich!

Dem Säugling auch, o Herr, bereiteten wir Qualen:
Die blonden Köpfchen sind bis vor dein Zelt gerollt! ...
Anbetend küßt dein Volk den Staub von den Sandalen,
Die an die Sohle dir festhakt ein Reif von Gold!

Victor Hugo.


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