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Bei Marsala.

Ja, bei Marsala war's. Dort standen
Wir, etwa tausend an der Zahl
– Herbeigeströmt aus allen Landen –
Mit unserm kühnen General.
Als ich da eines Tags durchstreifte
Ein ödes waldiges Revier,
Erblickt' ich einen Königlichen,
Ein blondes Bürschlein, g'rad vor mir.
Mir griffen beide nach der Flinte,
Wie man in solchem Falle thut.
Was weiter? Kurz und ohne Finte:
Er zielte schlecht, ich zielte gut.

So geht's im Krieg nun eben!
Es kann nicht anders sein.
Man würfelt um das Leben – –
Tonino, bring' uns Wein!

Er taumelte und stürzte nieder ...
Mir war der Sinn wie umgewandt;
Ich dachte, statt an Siegeslieder:
Läg' ich doch lieber selbst im Sand!
Hineilte ich, ihm beizuspringen –
Er stöhnte; einen frischen Trunk
Vermocht' er noch hinabzuschlingen,
Dann lehnt' ich ihn an einen Strunk.
Den Schweiß wischt' ich ihm von der Stirne,
Den roten Schaum ihm von dem Mund,
Und immer summte mir's im Hirne:
Ist er denn wirklich todeswund?

So geht's im Krieg nun eben!
Es kann nicht anders sein.
Man würfelt um das Leben – –
Noch eine Flasche Wein!

In banger Hast riß ich die Spangen,
Den Waffenrock, das Hemd ihm auf.
Die Kugel war ins Herz gegangen
Im sichern, schnurgeraden Lauf.
Nachdem sein Kampf zu End' gerungen,
Verglast war seiner Augen Blau,
Fand ich am Hals des armen Jungen
Das Bildnis einer alten Frau.
Ganz seltsam wurde mir zu Mute,
Ich seh' seitdem, wohin ich schau,
Den jungen Kerl in seinem Blute,
In Thränen jene alte Frau.

So geht's im Krieg nun eben!
Es kann nicht anders sein.
Man würfelt um das Leben – –
Zum Teufel mit dem Wein!

Betti Paoli.


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