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Der Tod ist heilig.

Fern in Arabiens glühendem Sand,
Dort, wo der Samum versengt das Land,
Da haben zwei wilde Bestien schier,
Das Auge entflammt und das Herz voll Gier,
Mit Brüllen einander angerannt!
Lang hat gewährt des Streites Wut,
Es knirschten die Zähne, es floß das Blut;
Nun krönte der Sieg den Löwen zuletzt;
Und während vom Zahne des Gegners zerfetzt
Die Hyäne verblutet im Abendschein,
Entschwindet der Löwe im Palmenhain,
Und das Opfer bleibt ungeschändet, allein!
Der Tod ist heilig.

Dort hat der Mensch den Menschen bekämpft,
Den ganzen Tag hat gedauert die Schlacht,
Kanonen, sie haben gedonnert mit Macht,
Das Schwert hat gemetzelt, Chassepôt gekracht;
Nun liegen die Streiter dort sonder Zahl,
Ganz tot, halb tot, von Wunden entstellt,
Und gleich wie ein Totenlicht düster und fahl
Scheint bleich der Mond übers blutige Feld.
Doch sieh nur: flammt nicht dort hinten ein Licht
Inmitten des Bluts bei dem Leichenwall?
Hallte dort nicht eines Trittes Schall?
Übt dort die Liebe des Mitleids Pflicht?
Zwei Männer sind es; der eine spricht:
»Komm her! Eine Börse! Gold, ja, Gold!
Dein Messer! er lebt noch!« Er stößt mit Macht,
Ein mächtiger Blutstrahl steigt auf zum Licht,
Das grausige Bubenstück ist vollbracht!
Der Tod ist heilig.

Pol de Mont.
(Nach dem Vlämischen von Albert Möser.


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