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Der Tapfere.

Ein böses Heldentum, wenn gegen Mensch
Der Mensch zu Felde zieht. Er dürstet nicht
Nach seinem Blut, das er nicht trinken kann;
Er will sein Fleisch nicht essen; aber ihn
Zerhau'n, zerhacken will er, töten ihn!
Aus Rache? nicht aus Rache: denn er kennt
Den andern nicht und liebet ihn vielleicht.
Auch nicht sein Vaterland zu retten, zog
Er fernen Landes her. Ein Machtgebot
Hat ihn hierher geführet; roher Sinn,
Die Raubsucht, Sucht nach höh'rer Sklaverei.
Von Wein und Branntwein glühend, schießt er, sticht
Und haut und mordet; mordet – weiß nicht wen?
Warum? wozu? bis deine Helden dann,
Verbannt ins Schloß der Unbarmherzigkeit,
Ein Krankenhaus, mit andern Hunderten
Daliegen ächzend und, sobald der Krieg
Not und Hunger endet, alle dann
Als Mörder-Krüppel durch die Straßen ziehn
Und betteln. Ach, sie mordeten um Sold,
Gedung'ne Helden aus Tradition.

Ein edler Held ist, der fürs Vaterland,
Ein edlerer, der für des Landes Wohl,
Der edelste, der für die Menschheit kämpft.
Ein Hoherpriester, trug er ihr Geschick
In seinem Herzen und der Wahrheit Schild
Auf seiner Brust. Er steht im Felde, Feind
Des Aberglaubens und der Üppigkeit,
Des Irrtums und der Schmeicheleien Feind,
Und fällt, der höchsten Majestät getreu,
Dem redlichen Gewissen, das ihm sagt:
Er suchte nicht und floh nicht seinen Tod.

Herder.


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