François Rabelais
Gargantua und Pantagruel
François Rabelais

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Fünfunddreissigstes Kapitel

Wie des Tempels Pflaster herrlich mit Bildern verziert war

Nachdem ich diese Inschrift gelesen, warf ich meine Augen auf die übrige Tempelpracht und sah die schier unglaubliche Struktur des Pflasters, dem mit Fug kein Werk unter der Sonnen zu vergleichen ist. Denn es war Mosaikarbeit in kleine Felder abgezirkt, alle von feinen polierten Steinen, jeder in seiner natürlichen Farbe.

Im Portikus war des Pflasters Muster ein Bildwerk aus kleinen sortierten Steinen, all in ihren ursprünglichen Farben, wie sie zur Zeichnung der Bilder sich paßten; es war, als wenn man über dies Pflaster Weinlaub umher verstreuet hätte ohn' viele Wahl oder Einteilung; denn hier schien's dick gesät zu sein, dort spärlich. An einer Stelle erschienen im Halbschatten ein paar Schnecken, die an den Trauben krochen; an andern kleine Eidechslein, das Laub durchschlupfend; hier und da sah man halbreife Trauben, sah ganz reife, so geschickt und künstlich vom Architekten komponiert, daß sie die Stare und andre Vögel betrogen hätten, trotz dem Bild des Zeuxis weiland. Wie ihm nun sei, wir wenigstens versahen uns gar artig dran; denn an der Stelle, wo der Meister die Blätter etwas dick verstreut hatte, da stiegen wir mit hohen Schritten drüber, aus Furcht, uns die Beine zu stoßen, wie über rauhen, steinigen Weg. Hierauf wandt' ich die Augen auf die Tempelkuppel und Wände umher; die waren sämtlich mit Porphyrmarmor belegt, in wundervoller Zeichnung vom einen End rings bis zum andern, worin mit unglaublicher Zierlichkeit, vom Eingang linkerhand beginnend, die Feldschlacht, die der gute Bacchus den Indiern abgewann, wie folgt abgebildet war.


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