François Rabelais
Gargantua und Pantagruel
François Rabelais

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Dreizehntes Kapitel

Wie Jonas Fochtelnburg an den Gargantua abgeschickt ward, die großen Glocken wiederzuholen

Meister Jonas, wie Cäsar kahlgeschoren, seine Kapuze nach altem Stil über die Schultern hergeworfen, den Magen mit Backofen-Latwerg und heiligem Keller-Weihbrunn wohl geschützt, schritt sofort zur Herberg des Gargantua. Vor ihm her trieb er drei rotschnauzige Pedellenkälber, und hinterdrein folgt' ihm ein Schlepp von fünf Magistris inertibusWortspiel, statt: lat. magister in artibus – franz. inerte = träge, untätig. oder sechsen, bis über die Ohren wohl bedreckt von wegen Wasserersparnis. An der Tür begegnet' ihnen Ponokrates und erschrak bei sich, als er sie so verkappt sah, dacht', es wären tolle Fastnachtsbutzen. Darnach befragt' er sich bei einem der inertischen Magistri vom Nachtroß, was der Mummschanz sollte. Der antwortet ihm, sie wären wegen der Glocken da, daß man ihnen die wiedergäbe. Alsbald er diesen Bescheid vernommen, lief Ponokrates zum Gargantua und bracht' ihm die Nachricht, daß er auf eine Antwort denken und auf der Stell erwägen möcht, was er zu tun hätt'. Gargantua, hievon belehrt, nahm auf die Seit Ponokrates seinen Präzeptor, Philotim seinen Haushofmeister, Gymnast seinen Waffenträger und den Eudämon und beriet sich mit ihnen summarisch, was zu tun und zu antworten war'. Da waren sie denn all der Meinung, daß man sie sollt' zum Schenktisch führen und auf bäuerisch eins trinken lassen; und damit dieser Huster sich nicht überheb, als ob man die Glocken ihnen auf sein Gesuch hätt' wiedergeben, wollt' man (derweil er schöppelt') den Schultheiß, den Rektor von der Fäkultät und den Pfarrer des Kirchspiels rufen lassen und ihnen, ehe der Sophist seine Kommission vorbrächt, die Glocken aushändigen, hernachmals aber in ihrem Beisein seinen schönen Sermon anhören. So geschah es; und als die Obgenannten erschienen, ward der Sophist in vollen Saal hereingeführt. Da hub er hustend folgendermaßen zu reden an:


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