François Rabelais
Gargantua und Pantagruel
François Rabelais

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Vierzehntes Kapitel

Des Meisters Jonas Fochtelnburg Anred an den Gargantua um Wiedererlangung der Glocken

Ehem, hem, hem, bonsdies, Gestrenger, bonsdies: et vobis liebe Herrn. Es wär doch halt nit mehr als billig, wenn ihr uns unsre Glocken wolltet wiedergeben. Denn sie tun uns gar sehr vonnöten. Hem, hem, hasch! Wir haben wohl eher schon gut Geld dafür ausgeschlagen, so uns die von Londen in Cahors anboten, desgleichen die von Bordeaux in Brie, welche sie haben kaufen wollen wegen der substantifikalischen Qualität der elementaren Komplexion inthronifizieret innerhalb der Terrestrität ihrer quidditativischen Natur zur Extraneisierung der Halonen und Turbinen von unsern Reben, wenn auch nicht der unsrigen, doch dicht beian. Denn verlieren wir das Rebenblut, so verlieren wir alles, Mut und Gut. Gebt ihr sie auf mein Bitt uns wieder, verdien' ich sechs Stab Würst daran und ein guts Paar Hosen, die meinen Beinen wahrlich werden zustatten kommen, so sie ihr Wort nicht wie Schelme halten. Ho, Domine, bei Gott, ein Paar Hosen ischt guet et vir sapiens non adhorrebit illud. Ha, nicht jeder Mann hat ein Paar Hosen, der möcht, das weiß ich wohl an mir. Schauns Domine, es sind nun schon an die achtzehn Tag her, daß ich an dieser schönen Red spintisier' und kau'. Reddite quae sunt Caesaris Caesari, et quae sunt Dei, Deo. Ibi jacet lepus. Mein Treu, Domine, wann ihr bei mir zu Nacht wollt essen in camera bei dem Sanct Chrisam charitatis nos faciemus bonum cherubin. Ego occidi unum porcum, et ego habet bonum vino. Aber von einem guten Wein red' man gut Latein. Wohlan, de parte Dei, date nobis Glockas nostras. Schauns her, ich schenk und übergeb euch auch von unsrer Fakultät ein Sermones de Utino, utinam, daß ihr uns unsre Glocken wollt geben. Vultis etiam Ablassios? Per Diem, vos habebitis, et nihil zaletis.

O Herr Domine, glockidonaminor nobis! Ohe! est bonum urbis. Brauchts alle Welt. Seins eurer Mähren etwan g'sund? Ei, unsrer Fakultät nicht minder, quae comparata est jumentis insipientibus, et similis facta est eis, psalmo nescio quo, obschon ich mir's auf meinem Papierl gar wohl notiert hab', et est unum bonum Achilles, hem, ehehem, hem, hasch: he! Ich beweis' euch's, daß ihr's uns geben sollt und müßt. Ego quidem sic argumentor. Omnis Glocka glockabilis in glockerio glockando, glockans glockativo, glockare facit glockabiliter glockantes. Parisius habet glockas. Ergo Klotz. Ha, ha, das heißt parliert, das! Ist in tertio primae in Darii oder wo anders. Auf mein Seel, ich hab' die Zeit g'sehen, da ich hab' Teufel mit Argumentieren angestellt; jetzt aber kann ich nix mehr denn faseln. Nun bekommt mir nix besser als ä gut Weinl, gut Bett, den Rucken am Feuer, den Bauch beim Tisch und ein fein tiefe Platten. Hei Domine, ich bitt euch doch, in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti, amen, daß ihr uns unsre Glocken wiedergebt. So helf euch Gott vom Übel und unsre liebe Frau von der Gesundheit, qui vivit et regnat per omnia saecula saeculorum, amen. Hem, hasch, chasch, rax hem, hasch.

Verum enim vero, quando quidem, dubio procul. Aedepol quoniam ita certe meus deus fidius, eine Stadt ohn Glocken ist wie ein Blinder ohn Stecken, ein Esel ohn Schwanzriem und ein Kuh ohn Schellen. So wollen wir, bis ihr's uns wiedergebt, nicht ablassen, hinter euch drein zu schreien wie ein Blinder, der seinen Stecken verloren, zu brällen wie ein Esel ohn Schwanzriem, zu muhen wie ein Kuh ohn Schellen. Ein gewisser Latinisator (er wohnt beim Spittel) sagt' einmal, und berief sich auf das Ansehn eines Taponus, er möcht' wünschen, daß sie von Federn wären, die Glocken, und der Schwengel ein Fuchsschwanz drin, weil er nur allezeit die Chronik in den Kutteln seines Hirns davon hätt', wenn er seine Carmina macht'. Er ward aber, rix, rax, puff, paradauz zum Ketzer proklamiert – wir machen sie wie die Suppenklößel. Mehr sagt jetzt Deponent nicht. Valete et plaudite, Calepinus recensui


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