François Rabelais
Gargantua und Pantagruel
François Rabelais

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Zweiundzwanzigstes Kapitel

Wie in Gegenwart der Quintessenz ein lustiger Ball in Turniergestalt gegeben wurde

Nach Endigung der Abendmahlzeit ward in der Dame Gegenwart ein Ball in Turnierart gegeben. Zu dessen Vorbereitung ward das Pflaster in dem Saal zuerst mit einem großen samtenen Teppich in Schachbrettform bedeckt, das heißt in gelb und weiße Felder geteilt. Jetzt traten zweiunddreißig junge Leut in den Saal ein; sechzehn waren in Goldbrokat gekleidet, nämlich: acht junge Nymphen, wie die Alten sie in Gesellschaft der Diana zu malen pflegten (das waren die »Bauern«), ein König, eine Königin, zwei Turmwächter (als »Türme«), zwei Ritter (als »Läufer«), und zwei Bogenschützen (als »Springer«). In gleicher Ordnung sechzehn andre in Silberstoff gekleidet. Auf dem Teppich war ihr Stand geradeso wie auf dem Schachbrett üblich.

Ein jedes Heer hat seine Spielleute in gleicher Tracht, die einen in orangegelben, die andern in weißen Damast gekleidet, bei sich; acht waren auf jeder Seite, mit ganz verschiedenen Instrumenten von lustiger Erfindung, wohl zusammen stimmend, wunderlieblich, nach jedem Takt und Tempo wechselnd, wie der Verlauf des Balls erheischte – was mir besonders erstaunenswürdig schien in Hinsicht auf die unzählige Verschiedenheit der Schritte, Züge, Sprünge, Retraiten, Fluchten, Rückläufe, Anfälle und Hinterhalte.

Unter diesen Tänzen war uns die hohe Dame unmerklich verschwunden, und wir sahen sie nicht mehr. Doch wurde unser Amt als Abstraktoren ihrem Befehl gemäß zu Buch gebracht. Wir begaben uns wieder in den Hafen auf unser Schiff, weil wir erfuhren, daß wir jetzt steifen Segelwind hätten, und wenn man den nicht auf der Stelle nutze, könne man ihn mit genauer Not nach der Springflut wiederhaben.


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