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Cosmas und Damian

Cosmas und Damianus waren
Zwei Zwillingsbrüder, wohlerfahren
In der Kunst der Arzenei.
Ihre Hilfe stund jedem frei.
Sie stammten aus Arabia,
Lernten und lehrten in Syria.
In Cilicien weilten
Sie zu Aegea nun und heilten.
Drei ältere Brüder wirkten im gleichen,
Theodoras Kinder, der tugendreichen.
Ein Wort nur von ihrem Mund
Machte die Kranken gleich gesund.

Sie heilten nicht um Goldes wegen,
Sondern nur um der Wohlthat zu pflegen,
Um Gottes Willen. Damian
Nahm nur einmal etwas an
Von einem reichen, kranken Weib,
Dem er gerettet Leben und Leib.

Das that dem Cosmas also leid,
Daß er sprach: »Man soll uns beid'
Nicht in Einem Grab begraben;
Denn ich will keinen Anteil haben
An seinem Lohn auf keine Weise!«
So strenge dachte dieser Weise.

Als unter Diocletian
Die Heiden fingen zu drängen an,
Da wurden auch die beiden Christen
Gefangen und befragt mit Listen;
Denn nicht nur Heilung, auch das Heil
Ward durch sie gar manchen zu teil.
Und sie bekannten ihren Glauben,
Sich selber des Heils nicht zu berauben,
Desgleichen die Brüder Antonius,
Leontius und Euprepius.

Sie sollten den Göttern Opfer geben;
Aber sie opferten lieber ihr Leben.
Man ließ sie schlagen, an Ketten henken,
Und wollte sie so in der Flut ertränken.
Aber ein Engel brachte die Brüder
Auf das trockene Land herwieder
Vor ihren Richter Lysias.
Der faßte also großen Haß
Auf die Frommen, daß er sie schalt
Als Zauberer. Doch das vergalt
Ihm Gott, indem er zwei Teufeln gebot,
Daß sie ihm schufen so lange Not,
Bis der Heiligen Hand ihn heilte.

Doch trotz empfangener Wohlthat eilte
Er, neue Martern zu ersinnen.
Man führte sie sogleich von hinnen
Auf einen Scheiterhaufen fort;
Aber die Flammen verschonten sie dort.
Nun ließ er sie kreuzigen und mit Steinen
Werfen, dann zu weiteren Peinen
Mit Pfeilen schießen manchen Schuß.
Man enthauptete zum Schluß
Die fünf Brüder mit dem Schwert.

Die Christen wollten, wie er begehrt,
Den Cosmas nicht beim Bruder begraben.
Doch durch ein großes Wunder haben
Sie bessere Einsicht bekommen.
Eine Stimme befahl, die Frommen
Alle in ein Grab zu thun.

Die heiligen Aerzte mögen geruh'n,
Uns in Krankheit beizustehn
Und bei Gott für uns zu flehn!
Wir haben ihre Leiber ja
Bei uns in Wien und München da.
Sei uns ihr Segen stets auch nah!

Cosmas, 27. Sept. 303. Passional II. S. 499.


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