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Vorrede

Dies Buch heißt »Goldene Legende« nach dem Namen des berühmtesten Legendenwerks aus dem Mittelalter, der »Legenda aurea«. Unserer Zeit soll es diese Blüte christlicher Poesie vermitteln. Am engsten schließt es sich der poetischen Bearbeitung jenes Legendenkreises an, wie sie in dem altdeutschen »Passional« vorliegt. Es soll also zugleich die Erneuerung eines Denkmals der deutschen Nationallitteratur sein, das sich in seiner Art ebenbürtig dem Nibelungenlied oder den Minnesängern an die Seite stellt. Darum ist nicht nur die poetische Form festgehalten, sondern auch so viel wie möglich das liebe trauliche Deutsch jener Quelle, und ein Hauch der freieren Vers- und Reimkunst aus der Blütezeit deutschen Wesens. – Nicht alle Heiligennamen des Kalenders behandelt unsere Bearbeitung; sie beschränkt sich für diesmal auf die Heiligen des christlichen Altertums von den Großeltern des göttlichen Heilandes bis auf den Triumph des Kreuzes unter Konstantin dem Großen: die eigentliche Märtyrerzeit. Es wird hier also eine fortlaufende Erzählung geboten, mit einheitlichem Gang, mit bedeutsamem Abschluß, das Epos vom Kampf und Sieg des jungen Christentums, ein Epos, das sich allerdings so stark von allen anderen Helden- oder Göttergeschichten unterscheidet, daß es nicht an ihnen gemessen werden darf, sondern seinen Maßstab nur in sich selber suchen muß. Der Kunstmittel des Rhapsoden muß es entbehren. Bescheiden und schlicht klopft es bei frommen Herzen an, und bittet nicht um Bewunderung, sondern um Teilnahme.


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