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Matthias

Als Judas, das unwürdige Glied,
Aus der Apostel Reihe schied,
Da wurden nach St. Petri Willen,
Um seine Stelle auszufüllen,
Erwählt aus der Gemeine
Zwei Männer, von denen der eine
Joseph der Gerechte hieß,
Der andre Matthias. Da ließ
Gott durch sein Los erscheinen
Diesen und sonst keinen
Als den Apostel lobesam.
Man sagt, daß ein Licht niederkam
Auf ihn; da sahen allesamt,
Ihm zieme wahrlich dieses Amt.

Nach diesen Zeiten kam er da
In das Land Macedonia,
Von Gottes Herrlichkeit zu zeugen.
Doch ward er dort von den Feigen
Zu einem vergifteten Trank geladen.
Er aber trank ihn ohne Schaden,
Nachdem er drob das Kreuzeszeichen
Gemacht. Nun warfen die Teufelgleichen
In einen Kerker den heiligen Mann.
Viel Höllenspuk focht ihn da an.
Doch zum Lohn seiner Zuversicht
Erschien, umstrahlt von großem Licht,
Sein Meister und schloß auf die Thür.
Da ging Matthias frei herfür,
So daß das Volk erschrak genug
Und reuig an die Brust sich schlug.
Doch die ihm schufen die Gefährde,
Verschlang als Lebende die Erde.

So kam er nach Judäa wieder
Und heilte viele sieche Brüder.
Das ward den argen Juden leid;
Sie griffen ihn mit Grimmigkeit;
Vor ihren Bischof brachten sie
Den heiligen Zwölfboten hie.
Zwei falsche Zeugen sagten
Viel Lügen und verklagten
Den guten Mann; so ward er mit Macht
Zur Stätte des Todes hinausgebracht.
Zuerst von allen traten
Die Zeugen hin und thaten
Den ersten Wurf. Ein böser Mann
Gab ihm mit einer Axt sodann
Den letzten Hieb. Manche sagen,
Er wurde zuerst ans Kreuz geschlagen,
Und man habe am Kreuz den Reinen
Zu Tode geworfen mit Steinen.

Sein heiliger Leichnam ist nunmehr
Zu Trier. Aus dem Himmel her
Mög' seine Hilfe denen frommen,
Die hilfeflehend zu ihm kommen!

Matthias, 24. Febr. (64 n. Chr.?). Passional S. 318 f.


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