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Papst Dionysius

Ihr habt vernommen, wie es erging
Dem Kaiser Valerian. Er empfing
Wohl seinen Lohn: er ward gefangen
Im Perserkrieg und mußte bangen
Zehn Jahre lang in Schmach und Schande;
Man schleppte ihn herum im Lande,
Bis er endlich starb mit schrecklicher Klage.
Als diese jämmerliche Sage
Die Kaiserin Tryphonia
Erfuhr, fromm wandte sie sich da
Von ihrem üblen Leben
Zu gläubigem Bestreben,
Mit ihrem Töchterlein Titille
Ging sie reumütig und stille
Zum Priester Justinus hin;
Der taufte sie. Die Kaiserin
Starb bald darauf, und bess're Bahn
Fuhr sie von dannen als ihr Mann.
Als auch die Ritterschaft vernahm,
Wie es zu diesem Ende kam,
Da baten viele der Hochgemuten
Papst Dionysius, den guten,
Der nach Sixtus war gekommen,
Daß er sie taufe zu ihrem Frommen.
Auch Gallienus, des Valerian
Sohn und Nachfolger, ließ vom Wahn
Der grimmen Verfolgung und erlaubte,
Daß jeder frei an Christus glaubte.
Nur eine That fällt ihm zur Last:
Lucilla und Flora wurden erfaßt
Zu Rom mit achtzehn ihrer Gefährten,
Die die Schar der Märtyrer mehrten;
Darunter war Eugenius,
Antonin und Theodorus.

Darauf war Friede. Der Kaiser verbot,
Daß noch ein Christ werde bedroht.
Doch Kaiser Claudius, der das Reich
Nach diesem einnahm, ließ sogleich
Jene Ritter alle enthaupten,
Die an Jesus Christus glaubten,
Dazu die heilige Maid Cyrille.
Das schuf sein arger Wille.
Nicht scheute da vorm Todesgraus
Marius und sein ganzes Haus,
Martha, sein Weib, und seine Kinder
Abachum, Audifax nicht minder.
Er ward erhängt, der edlen Frauen
Wurden die Hände abgehauen;
Die Söhne, an den Pfahl gebunden,
Starben an martervollen Wunden.
Den Christen hub sich neuer Krieg.
Noch hatte nicht das Kreuz den Sieg.

P. Dionysius (259-269); K. Gallienus, 260-268; K. Claudius II. 268-270; Passional II. S. 394.


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