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Mariä Reinigung

Maria, die Jungfrau,
Die durch der Gnade Thau
Rein war und an Tugenden reich,
Sie wollte sich doch halten gleich,
Wie jede andere Frau auch pflag:
Darum ging sie am vierzigsten Tag
Und opferte den Erstgebornen
Im Tempel, den zum Heil Erkornen.

Simeon hieß ein alter Mann,
Gott gänzlich unterthan,
Getreu, rein und gut,
In vieler Tugenden Hut,
Wie die Vollkommenen sind;
Man sagt, er war vom Weinen blind.
Der bat, daß Gott den Heiland sende
Und seine Sehnsucht ende.
Und Gott erhörte das Gebet,
Das er mit reinem Willen thät:
Er ließ den greisen Frommen
Erschau'n des Heilands Kommen
Und gab dem treuen Simeon
Für so viel Treue seinen Lohn.

Wie er da durfte schauen
Die Frucht der reinsten Frauen,
Das Kind er an sich drückte;
Gott der Herr ihn verzückte
In hohe Prophezieen,
Da er an Marien
Und dem Kinde künftig sah
Das ganze Leid, das noch geschah.

O Simeon, du guter,
Im Schauen hochgemuter,
Wie würdest du erst klagen,
Säh'st du in deinen Tagen
Der Heiligen Wunden alle voraus!
Ach, mancher bluttriefende Strauß
Und manches Schwert der Schmerzen
Droht allen frommen Herzen.

Mariä Reinigung, 2. Febr.


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