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Martina und Barbara

Zu jener Zeit bekannte auch
Den Glauben treu nach Christenbrauch
Martina, eine Jungfrau gut
Von ad'ligem römischen Blut.
Auf ihr Gebet im Götzenhaus
Bebte die Erde, und mit Gebraus'
Stürzte nieder das Bild des Apoll.
Sie ward gefoltert; Grimmes voll
Ward ein Löwe auf sie gehetzt;
Sie ward ins Feuer geworfen; da netzt
Himmlischer Regen die Glut. Zuletzt
Wird sie durchs Schwert enthauptet. So
Entschwingt sich der Geist, der Freiheit froh.

Sankt Barbara, du edle Braut,
Meine arme Seele sei dir vertraut!
Ach hilf, daß ich vor meinem End'
Empfange das heilige Sakrament!

Sankt Barbara, eine Jungfrau zart,
Von Heidenstamm geboren ward.
Weil sie wollt' eine Christin sein,
So mußte sie leiden große Pein.
Zur Zeit des Kaisers Maximin
Lebte ihr Vater von starrem Sinn
Zu Nikomedien: Dioscorus;
Der Heide hielt in strengem Verschluß
Seine Tochter Barbara.
Strafend sprach er zu ihr da:
»Ach Tochter, liebste Tochter mein,
Warum willst du eine Christin sein?«
Sie sprach: »Ach liebster Vater mein,
Nur Christus soll mein Bräutigam sein.«
Doch er in tobenden Hasses Sturm
Ließ sie werfen in einen Turm.
Gar sehr betrübt ward Barbara;
Doch ließ sie sich im Turme da
Durch den Baumeister ein Kreuz anbringen,
Dazu drei Fenster, mit diesen Dingen
Die Dreifaltigkeit zu verehren.
Dies that die Jungfrau, durch die Lehren
Des weisen Origenes gelenkt.
Der Vater, darob schwer gekränkt,
Ließ sie dem Statthalter Marcian
Vorführen, der sie zu martern begann
Mit Geißeln; doch die verwandelten sich
In Pfauenfedern. Wütiglich
Ward sie mit Fackeln dann gebrannt
Und enthauptet durch des Vaters Hand.
Nun mag sie im Himmel in Todesgefahren
Der Bittenden Leib und Seele bewahren!

Martina, 30. Jan. 230; Barbara, 4. Dez.


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