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Joachim

Und so beginn' ich mit dem Stamm,
Von dem das Heil den Anfang nahm.

David, dem König und Propheten,
Versprach der Herr in großen Nöten,
Daß seinem Stamm ein Reis entsprieße,
Deß Segen alle Welt genieße.
Wohl stürzte Gott das Haus vom Thron;
Jedoch ein edler Davidssohn
Wuchs auf im Galiläerland
Zu Nazareth; er war genannt
Joachim. Und aus Levi's Stamm
Ein edles Weib der Edle nahm,
Anna geheißen; des Issachar
Und der Susanna Tochter war
Die fromme Gattin. Reich an Gut
War ihm sein Haus; doch frommgemut
Teilte er in drei Teile allen
Ertrag, der ihm war zugefallen:
Den Armen ward ein Teil, der zweite
Dem Tempel, und den dritten weihte
Er seinem guten Ingesind
Und seinem Haus. Doch ohne Kind
Lebten die beiden zwanzig Jahr.
Das schmerzte unser frommes Paar,
Und sie gelobten, wenn die Güte
Des hehren Schöpfers ihnen blühte,
Das Kind dem Herren hinzugeben,
Um Gott und seinem Dienst zu leben.

Doch Gott erhörte sie noch nicht.
Da brachten einst nach ihrer Pflicht
Zum Tempel Gottes Joachim
Und Anna Opfer. Aber ihm
Ward von dem Hohenpriester dort
Am Brandaltar dies harte Wort:
»Der Mann, den Gott also verflucht
Und ihm verweigert Leibesfrucht,
Soll nicht mit Opfern nahen;
Gott will sie nicht empfahen!«

Voll Scham floh Joachim da fort
An einen unwegsamen Ort
Auf das Gebirg zu seinen Herden,
Zu bergen seines Muts Beschwerden.

O Joachim, du liegst in tiefen Schmerzen;
Doch ruf zu Gott aus inniglichem Herzen,
Scheint es auch, daß er nicht hört
Und sich schweigend von dir kehrt.
O Joachim, die fern der Tröstung wohnen,
Die bitten dich, und Gott wird ihrer schonen.
Sie werden nicht verderben
Und ausgesöhnet sterben.

Joachim. Passional S. 5 f. Joachims Festtag fällt auf den 26. Juli.


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