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Papst Callistus

Kaiser Severus Alexander
Ließ viele Christen miteinander
Zu Tode martern und schlagen,
Weil in seinen Tagen
Zu Rom ausbrach ein Feuer,
Schrecklich und ungeheuer,
Wodurch manch Tempel ward verbrannt
Und dazu Jovis goldene Hand.
Auch kam ein Blitz vom Himmel her
Und zerschlug den Abgott. Ja noch mehr:
Es verbrannte zu Asche der Altar,
Dazu vier Götzenpfaffen gar.
Die Sonne verfinsterte ihr Licht.
Da verlor gar mancher die Zuversicht.

Palmatius, des Kaisers Rat,
Ein Mann, der auf den höchsten Grat
Weltlicher Ehre war gekommen,
Der hatte vordem wohl vernommen,
Wie Papst Callistus, der reine,
Mit einer großen Christengemeine
In den Katakomben dort
Dem Heiland diente immerfort
Jenseits des Wassers Tiberis.
Palmatius hielt es für gewiß,
Daß all dies große Ungemach
Die Stadt nur träfe wegen der Schmach,
Die die Christen den Göttern thaten.
Er eilte d'rum, dem Kaiser zu raten,
Die Welt von den Frevlern zu erlösen.
Doch wenig half der Rat der Bösen.

Die Boten, ausgesandt, geschwind
Die Christen zu fangen, wurden blind.
Und in Merkurius' Tempel dort
Sprach eine Maid Juliana das Wort,
Vom Geist besessen: »Nur der Gott,
Zu dem Callistus fleht, ist Gott!
Der hat für unser böses Leben
Uns die gerechte Warnung gegeben.«

Als dies Palmatius vernahm,
Ergriff ihn so die Reue und Scham;
Zu Callistus eilte er hin
Und bat mit demutvollem Sinn,
Daß er ihn mit Weib und allem Gesinde
Taufend mache zu Gottes Kinde.

Aber Alexander den Fürsten
Begann nur desto mehr zu dürsten
Auf der Christen Ungemach.
Zu seinem Rat Simplicius sprach
Er dringend, daß er alles versuche,
Palmatius bei seinem Fluche
Dahin zu bringen, abzulassen
Von der Thorheit falschen Straßen,
Dahin ihn Callistus hatte gezogen.

Palmatius hatte indessen gepflogen
So großer Tugend all die Zeit
Durch Fasten, durch Barmherzigkeit,
Durch Beten, sodaß schon sein Ruhm
Hinging durchs ganze Heidentum.
Da kam zu ihm ein Heidenmann,
Der ging ihn mit Vertrauen an,
Sein gichtiges Weib gesund zu machen
Durch sein Gebet. Da sie noch sprachen,
Lief jenes Weib, noch eben lahm,
Daher und sprach: »Heil mir! Es kam
Christus selber zu mir und zog
Mich an der Hand empor. Ich flog
Sogleich zu dir, mein lieber Mann!«
Die Heiden alle, die dies sah'n,
Ergriff gar mächtige Unruh'.

Simplicius kam auch herzu.
Mit Mann und Weib und mit dem Haufen
Der Heiden ließ er gleich sich taufen
Vom Papst Callistus, fest im Glauben.

Der Kaiser sah, man würde ihm rauben
Noch alle seine Räte so;
Des ward der Stolze wenig froh.
Er ließ sie allgesamt enthaupten,
Die dem Christengotte glaubten,
Den Papst Callistus auch ergreifen,
Einkerkern, schlagen, endlich schleifen
In einen Brunnen, einen Stein
Am Hals. So starb er. Strahlend rein
Flog seine Seele auf, den Lohn
Zu holen von des Herren Thron.

Papst Callistus 14. Okt. 222. Passional II. S. 554. Alexander Severus 222-235.


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