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Felicitas und Perpetua, Irenäus

Septimius Severus war
Den Christen feind, die nimmerdar
Den Heidenopfern nahen wollten.
Die Heidenpriester, die d'rob grollten,
Erlangten es, daß alle treuen
Bekenner, die sich ohne Scheuen
In Karthago als Christen bekannten,
Ergriffen wurden. Bei den Gebannten
Mochte man auch voll Mitleid schauen
Zwei edle, schöne, junge Frauen:
Perpetua, Felicitas.
Perpetua hatte trotz dem Haß
Des Vaters vor kurzem die Taufe bekommen;
Sie hatte einen edlen Gatten genommen.
Mit ihrem Säugling mußte sie
Zum Kerker hin; der schien ihr hie
Wie ein Palast, denn im Gesicht
Gab Gott ihr wunderbares Licht.
Auf einer gold'nen Leiter schien
Sie immer aufzusteigen, hin
In einen wunderschönen Garten,
D'rin thät' ein Hirte der Schafe warten,
Und Tausende in weißem Gewand
Umstanden ihn. Mit eig'ner Hand
Melkte er die Schafe und gab davon
Der Frau; doch bei des Amen's Ton,
Den alle jene Heiligen hauchten,
Erwachte sie. Aufs neue tauchten
In nächster Nacht all ihre Sinne
In die Wonne der Gottesminne.
Sie sah sich im Amphitheater;
Dort thronte aller Welten Vater
Als Kampfspielrichter. Er reichte hin
Einen grünen Zweig der Siegerin,
An dem allgold'ne Aepfel hingen.

Also von Gott begnadet, gingen
Die Märtyrer gerne in den Tod.
Nur eines schuf der Edlen Not,
Daß ihr Vater, gebeugt vom Gram,
Vergebens sie zu bereden kam.
Und ihre Freundin Felicitas
Klagte im Kerker nur um das,
Weil ihr, der Schwangern, ob ihrer Bürde
Verzögerung des Urteils würde.
Sie ward jedoch in kurzen Stunden
Auf ihr Gebet des Kindes entbunden.
Als sie viel Schmerzen litt, da sprach
Der Kerkermeister: »Weh und Ach
Wirst du erst bei der Marter leiden!«
»Nein,« sagte jene gar bescheiden.
»Jetzt leid' ich selbst, dort wird für mich
Mein Heiland leiden sicherlich.«

Singend, gleich einer Königin hehr,
Trat Perpetua nunmehr
Den Christenbrüdern allen voran
Ins Theater, die Todesbahn.
Vorgeworfen den wilden Tieren,
Sah'n sie sterben erst die Ihren,
Dann gaben sich den Friedenskuß
Die Freundinnen und empfingen zum Schluß
Den Todesstoß des Henkers. Hoch
Ertönt ihr Preis. Das harte Joch
Der Welt haben sie, Helden gleich,
Zerbrochen im Kampfe fürs Himmelreich.

Zur selben Zeit ging in Lyon
Auch Irenäus vor den Thron
Des Weltenrichters, der der Stadt
Als guter Bischof war genaht.
Er war aus Kleinasien hingekommen
Und war noch Schüler jenes frommen
Apostelschülers Polykarp.
Durch seiner Weisheit Ruhm erwarb
Er manch verirrtes Schäfelein
Dem Herrn. Nun ging er selber ein
Zum Himmel, nicht in Worten bloß
Ein Christ. Wie selig ist sein Los!

Felicitas und Perpetua, 7. März 202; Irenäus, 28. Juni 202; Septimius Severus, 193-211.


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