Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Am Allerseelentage auf Ithaka.

Und wenn ich sterbe, sollt ihr mich begraben
Auf Neritons waldumrauschter Höh',
Wo Adler kreisen nur und schwarze Raben,
Und ihm zu Füssen blaut die tiefe See.

Allmitternächtlich steigt dann meine Seele
Empor aus ihrem roten Felsengrab
Und blickt, wie ich es lebend mir erwähle,
Auf Bucht und Berge wiederum herab.

Dort glänzt, vom hellen Mondeslicht begossen
Um Akarnanien die grosse Flut,
In der, vom Nebelhauche leicht umflossen,
Der Archipell der EchinadenEchinaden – im Altertum Name einer Inselgruppe an der Küste von Akarnanien, heute Oxiäs oder Kurzolares genannt. ruht.

Und weiter noch des Festlands Bergesketten
Entschleiert langsam jetzt des Mondes Glanz,
Enthüllend dorten Delphis heiige Stätten,
Flicht um Thessalien er den Silberkranz.

Auf ihrem Golf Akrokorinth, die Hehre,
Steht sie mit ihrer Trümmer Säulenpracht;
Ein Wolkenhauch schwimmt auf Moreas Meere,
Die heil'ge Elis, seicht zum Cap verflacht.

Und alle Bergesgipfel-Spitzen leuchten
In Pelops altem Land, bedeckt mit Schnee;
Darunter zieh'n, als ob sie endlos reichten,
Das mittelländ'sche Meer und Joniens See.

O meine Seele, darfst du nächtlich schauen
Von deinem Grab in diese Zauberwelt,
So nahst dem Tod du nimmermehr mit Grauen;
Denn er ist's, der so hoch dich einstens stellt!


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