Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Wegen starker Gicht hatte die Kaiserin Mitte der achtziger Jahre auf die Ausübung des Fecht- und Reitsportes verzichten müssen, den sie mit großem Fanatismus und großem Erfolg betrieb. Gerne erinnerte sie sich an diese alten Zeiten:

Aus meiner Burschenzeit.

Was lehnt ihr traurig in dem Schrank,
Ihr Freunde meiner Burschenzeit,
Wie wart ihr einst so hell und blank,
Und wie verrostet seid ihr heut!

Du zierlich schlankes Stoss-Fleuret,
Gar oft, wenn du auf mich gewandt,
Dacht ich: Wenn's jetzt den Knopf nicht hätt'
Wär's mir fatal in SchultzesHeidelberger Universitäts-Fechtmeister. Hand.

Die Quart pariert ich hie und da,
Doch jedesmal sass seine Terz;
Und kam ich ihm auch manchmal nah'
Traf ihn doch nie, das war mein Schmerz.

Oft stiessen wir so hitzig drein,
Dass klirrend eine Klinge sprang;
Flink zog er eine andre ein;
Der Waffenstillstand währt' nie lang.

Dann kamst du, Säbel, an die Reih'
Mit deiner schartdurchwetzten Schneid',
Und schwer warst du, bei meiner Treu,
Mir deucht, mein Arm zeigt es noch heut'.

Die untern Hiebe, mein Malheur,
Die bracht ich nimmermehr zustand;
Sie kamen stets zu plump und schwer
Aus meiner ungelenken Hand.

Und wenn der Ansatz auch versprach
Mir gutes in der hohen Quart,
So fiel mein Hieb doch schliesslich flach;
Dies zu ertragen, war oft hart.

Zum Schlusse aber kamst stets du,
Mein wackrer Schläger, grad und fest;
Die Hiebe flogen dann im Nu,
Von Süd und Nord, von Ost und West.

Mein Gott, war's mir doch oftmals fast,
Als brach' den Arm vor Müdigkeit
Des schweren Stulpenhandschuhes Last,
Der hohen Auslag' Schwierigkeit.

Wenn Schultze den Hallenser schlug,
(Mit tödlicher Gewissheit sass
Der Hieb, der jedem dann genug,)
Ich glaube gar, ich wurde blass.

Und nun ist's aus. Mein Arsenal
Verlassen steht's, vergessen hier;
Es rosten friedlich Stahl an Stahl
Fleurets und Säbel und Rapier.

Und doch traf euch kein schlechtes Los,
Nachdem mir euer Dienst genug;
Nicht, wie so manches edle Ross,
Das stolz mich auf dem Rücken trug,

Wo sind sie jetzt, die edeln Tier',
Die ich getummelt hier und dort
Im Circus und im Jagdrevier?
Nur so viel weiss ich, sie sind fort!

Mein Too-good fromm fast wie ein Kind,
Doch feurig und voll Ambition;
Und Mermaid, flüchtig wie der Wind,
Seid ihr im Pferdehimmel schon?

Mein schlanker brauner Nihilist,
Du weilst vielleicht noch im Gestüt,
Wo du ein alter Pascha bist,
Den das Familienglück umblüht.

Und Merry Andrew brach's Genick,
In Erin kam er jäh' zu Fall;
Ihn traf noch gnädig das Geschick
Bei Meute-Geläut und Hörnerschall.

Nennt' ich euch alle, wär's zu viel,
Auch macht's das Herz mir heut' noch schwer;
Beendet ist das wilde Spiel,
Der Stall, der Circus stehen leer.

Nur einer lebt in süsser Ruh',
Dem geb' ich noch das Gnadenbrot;
Doch drück' ich meine Augen zu,
So schlägt auch den der Schinder tot.


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