Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Vom 4. bis 21. April 1887 machte, die Kaiserin eine Rheumakur in den berühmten Herkulesbädern von Mehadia bei Temesvár in den Südkarpathen. Beeindruckt von der wildromantischen Berglandschaft am Fuße des Domogléd, am Ufer der Cserna, schrieb sie, ihres Helden Achill gedenkend:

Frühlingslieder.

Mehadia.

La Dealul Csorics.

La Dealul Csorics – Csorich-Höhe 413 m hoch am rechten Ufer der Cserna in der Nähe von Herkulesbad. Ein Nebengipfel der Csorich-Höhe trug den Namen »Elisabeth-Höhe«, eine nahe Quelle »Elisabeth-Quelle«.

5. April.

Rosenrot erglänzt der Schnee
An des Domoglédes Wänden;
Wie ein glühendes Ade
Ihm die Sonnenstrahlen senden.

Dunkle Tannen, Pinien gleich,
Wiegt des Abendwindes Wehen,
Wo aus ihrem Felsenreich
In das tiefe Thal sie sehen.

Nacht ist langsam der Natur
Leise an die Brust gesunken;
Unten tanzt die Cserna nur,
Schaumbekränzt und frühlingstrunken.

Tiefblau ist das Firmament;
Und den dunkeln Saphirbogen,
Den der Mond heut' eigen nennt,
Hat er als Monarch bezogen.

Doch mir hat die stille Nacht
Auf des Lenzes lauen Schwingen
Den Geliebten hergebracht;
Herz, nun kannst du jubeln, singen!

Um dem hehren BräutigamAchill.
Duftig einen Kranz zu schlingen,
War's dass ich die Rosen nahm,
Die am Felsenschnee dort hingen;

Tannenzweige zwischendrein
Habe ich hineingewoben;
Und dem lichten Vollmondschein
Raubte Silber ich von oben.

Csernaperlen streut' ich drauf,
Die die Nixe mir erteilte,
Als sie just in schnellem Lauf,
Brausend mir vorübereilte.

Und ich werf den Kranz Dir zu,
Den die Liebe Dir gewunden,
Herrlicher und Hehrster Du!
Kaum erblickt und schon entschwunden.


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