Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Strandlieder.

I.

Die Luft ist schwül, die Nordsee schläft,
Kaum wogt ihr blauer Busen;
Der weisse Schaum bricht lässig, wo
Die Kreidefelsen fussen.

Die Möven kreisen träumerisch
Mit schwerem Flügelschlage;
Wehmütig tönt ihr Ruf herab,
Wie eines Kindes Klage.

Die Julisonne brennt und glüht
Am ebbefesten Strande,
Auf den sie jetzt seit Stunden schon
Ihr strahlend Antlitz wandte.

Und heisser noch strahlt sie zurück
Von Cliff und Sandsteinwänden,
Wo Steingeröll und dürres Gras
Das müde Auge blenden.

In Althellas wähnt sich der Geist;
Auf klassischem Gestade
Sieht Männer er und Jünglinge
Jetzt nah'n dem Wellenbade.

Und Albions Töchter ungeniert
Dazwischen sich ergehen;
Wie schön die Welt erschaffen ist,
Bewundernd sie besehen.

Die Welt ist schön, das Meer ist blau,
Der Sonnenbrand verheerend.
Ach! gäb' es nur ein Feigenblatt,
Uns Schatten hier gewährend!


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