Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Heimweh.

Den Geist, den menschenmüden,
Trüg' gern ich übers Meer
wohl in den fernsten Süden,
Wo's schön und menschenleer.

Kein Haus wollt' dort ich bauen;
Denn Wände engen ein;
Ich will die Sonne schauen,
Mich an den Sternen freu'n.

Bald will ich träumend ruhen
Im tiefsten Palmenhain,
Und bald auf leichten Schuhen
Durchstreifen Wald und Rain.

Am Strande will ich stehen
Zum Sonnenuntergang,
Sie goldig sinken sehen
Beim leisen Wellenklang.

Schon stickt die Nacht sich Sterne
In's blaue Himmelszelt;
Ein Purpurstreif noch ferne
Den Horizont erhellt.

Phosphorn die Wogen glänzen,
Wie sie der Nachtwind dreht,
Als hätt' zu losen Tänzen
Die Stern' er d'rein geweht.

Da breiten düst're Schwingen
Sich über meinem Haupt,
Dass sie auch hieher dringen,
Ich hätt' es nicht geglaubt.

Es ist das dunkle Heimweh,
Weit übern Ocean
Kommt's von der fernen Nordsee,
Und trauernd nehm' ich's an.

Selbst hier im immergrünen,
Im üpp'gen Tropenland,
Soll schmachten ich nach Dünen,
Nach ernstem Nordseestrand?


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