Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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7.

Eine Möve bin ich von keinem Land,
Meine Heimat nenne ich keinen Strand,
Mich bindet nicht Ort und nicht Stelle;
Ich fliege von Welle zu Welle.

Noch gestern sah ich den schönsten Saphir,Gemeint ist das Meer beim Schloß Miramare bei Triest, wo sich die Kaiserin im Januar 1885 aufgehalten hatte.
Im tiefesten Blau lag er unter mir,
Bekränzt von Oliven und Myrten,
Die duftige Falter umschwirrten.

Heut' streift meine Schwingen der Nordsee Schaum,
Ihre Wogen wiegen mich ein zum Traum ...
Aus nebliger Ferne dringt leise
Vom Neckarstrom her eine Weise;Elisabeths jüngste Tochter Marie Valerie hielt sich im März 1885 in Heidelberg auf und erwartete dort ihre Mutter. »Eine Weise« bedeutet einen Brief Valeries aus Heidelberg.

Und ich sehe des Schlosses Ruinen,
Die mit silbernem Lichte umspinnen
Des Maimonds üppige Strahlen,
Wie sie gleiten durch Tor und Hallen.

Während drüben im Schatten der Bäume,
Versenkt in olympische Träume,
Halb bedecket mit seinem Schilde,
Ruht des Herrlichsten Marmorgebilde.Vor dem Schloß Miramare, am Meeresufer, hatte Elisabeth eine Kopie des »Sterbenden Achill« von Ernst Herter aufstellen lassen.


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