Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Heimweh.

Es steht im Felsgeklüfte
Ein hoher Tannenbaum,
In weite blaue Lüfte
Lässt sich's da endlos schau'n!

Hier in den grünen Zweigen
Die müde Möve ruht,
Der Fels ist jetzt ihr eigen,
Der Baum ihr Heim und Gut.

Still kann sie heimwärts träumen
Von Wassern, tief und klar,
Wo weisse Rosen keimen
Im Schilfe wunderbar.Gemeint ist der Starnberger See, den Elisabeth aus Zorn über die bayrische Regierung nicht mehr besuchen wollte.

Wo schlanke Seelibellen
Im gold'nen Sonnenschein,
Auf sanften, blauen Wellen
Sich ihres Daseins freu'n.

Und unten Fischlein stehen
Mit Augen, klug und rund,
Die sinnend sich besehen
Den nassen, kühlen Grund.

Ach! nimmer soll sie wenden
Den Flug mehr dorten hin,
Kein Frühling wird sie senden,
Den Heimatsee bezieh'n!

Nie darf sie fürder gleiten
Mit leisem Fittigschwung,
Wo Trauerflore breiten,
Heisst jetzt Erinnerung!

Da weckt sie lautes Rasseln
Im Thal aus ihrer Ruh';
Der König WiswamitraAnspielung auf Kaiser Franz Joseph und Katharina Schratt, deren Romanze im Sommer 1886 mit aktiver Unterstützung der Kaiserin entscheidende Fortschritte machte (Hamann, 502ff.).
Der auch bei Heine erwähnte legendäre indische König Wiswamitra liebte eine Kuh namens Sabala (Heine, Buch der Lieder, 1, 130f):
Kehrt heim von seiner Kuh.
O König Wiswamitra,
O welch' ein Ochs bist Du!


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