Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Schwimmlieder.

I.

Der Alte hat gerudert
Mich in die See hinaus,
Die war so hübsch gepudert
Mit Wellen, weiss und kraus.

Ein feuchter stiller Morgen;
Es lag im Wolkengrau
Die Sonne noch verborgen,
Die Luft war ruhig und lau.

Die Arme that ich breiten
Voll wilder Sehnsucht aus.
Dann liess ich sacht' mich gleiten
Vom Boot ins Meer hinaus.

Und schwimmend nach dem Lande,
So folgte ich dem Boot;
Doch in dem Schwimmgewande ...
Drum Leser, werd' nicht rot.

II.

Ich kann den Strand nicht mehr erreichen
Und bin schon müd';
Ich fühle meine Kräfte weichen,
Mein Atem glüht;
Ich sinke mehr und mehr zur Tiefe,
Mein Arm erlahmt;
Wenn ich nur könnte jetzt, ich riefe,
Doch hat verdammt
Zum Schweigen mich das Salz im Munde;
Dumpf braust's im Ohr;
Ich fühle schon, ich geh' zu Grunde –
Da zieht empor
Der Bootsmann mich noch mit dem Stricke
Und rudert mich zum Land zurücke.


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