Kaiserin Elisabeth von Österreich
Das poetische Tagebuch
Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Auch das folgende Gedicht hat die Beziehung zwischen Franz Joseph (»St. Wolfgang«) und Katharina Schratt (»Kathi«) zum Thema. Die näheren Umstände freilich bleiben unklar. Jedenfalls kam es 1887 zu mehreren Treffen des Kaisers mit Katharina Schratt am Wolfgangsee, wo sie eine Sommervilla gemietet hatte.

Legende vom Pürgelstein.

Pürgelstein, 740 m hoher Berg auf halbem Weg zwischen St. Wolfgang und Strobl.

Frei nach Th. Moore von Irland nach Oberösterreich übertragen.

Bei dem See, so klar und rein,
Wo der graue Pürgelstein
Einsam ragt den Wolken zu,
Legt St. Wolfgang sich zur Ruh.
»Hier«, so sprach der Heilige,
»Kommt kein Weib mir in die Näh!« –
Ach! er hatte keinen Dunst
Von des Weibes schlauer Kunst!
Vor dem zu profanen Blick
Kathis zog er sich zurück.
Längst in heisse Lieb entbrannt,
War ihr Herz ihm zugewandt;
Dacht, sie hätt' auf ihn ein Recht,
Fand dies schliesslich auch nicht schlecht.
Drum, wie er sich auch verkroch,
Leichten Fusses kam sie doch.
Mocht' wo immer hin sich dreh'n,
Musst ihr liebend Aug stets seh'n.
Auf dem wilden Pürgelstein
Schläft er endlich ruhig ein,
Träumt von Heil und Seligkeit;
Denn hier ist die Sünde weit.
Doch ein Weib, wenn es verliebt,
Nie und nirgends Ruhe gibt;
Selbst im Himmel, wie auf Erd,
Wird das Gleichgewicht gestört.
Sogar jetzt, wo sanft er ruht,
Netzt ihn Kathis Thränenflut;
Mutig folgend seiner Spur,
Stieg sie rastlos aufwärts nur,
Bis, wo er im Fels versteckt,
Sie ihn wieder froh entdeckt.
Und beim ersten Morgengrau'n
Musst' ihr Aug' er wieder schau'n.
– O ihr Heiligen, wie Erz
Ist fürwahr schon euer Herz!
Wild springt er vom Lager auf,
Lässt dem Zorne freien Lauf,
Und mit freventlicher Hand
Schleudert er sie von der Wand;
Und der sanften Kathi Weh
endet nun im stillen See ...
Bald – doch leider viel zu spat –
Fühlt, was er verloren hat,
Unser Heiliger und klagt,
Dass er Kathi umgebracht.
Sprach er später: »Tröst sie Gott!«
Klangs im lichten Morgenrot
Von der FalkenwandEcho vom Wolfgangsee. Falkenwand (Falkenstein), Felswand bei St. Wolfgang. Der hl. Wolfgang (†994) lebte hier als Einsiedler. zurück
Leis' wie himmlische Musik ...
Ihren Geist sah man dann zieh'n
Lächelnd auf den Wellen hin.


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