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Von seinem Weg über die Spundwand und allen Folgen, die sich daraus ergaben, hatte Peter Bleik Bun nicht eben viel gelernt. Er konnte es nicht lassen, nach wie vor seine Finger in anderer Leute Kochtöpfe zu stecken – war dann freilich gescheit genug, sich nicht zu wundern, wenn er sich die Finger dabei verbrannte. Das kümmerte ihn auch nicht viel, wenn er nur irgend nützen konnte – Dank erwartete er nicht und entbehrte ihn nicht, wenn er ausblieb.
Es wurden jetzt zum Winter die Wege immer schlechter. Die Morsumer aber dachten nicht daran, sie vorm Frühjahr wieder in Ordnung zu bringen, da sie die außerhalb des Dorfes gelegenen Wege im Winter überhaupt nicht befuhren. Für die Firma Hurtig aber war der eine Zufahrtsweg zu ihrem Lagerplatz auch im Winter von Wichtigkeit, und eines Abends klagte der Baumeister Kurz bei Eschels darüber.
»Eine Pferdeschinderei ist's, eine verfluchte«, schimpfte er, »aber ich versuch's erst gar nicht, mit Meinert Claasen deshalb anzubändeln. Im Winter ist der Bauer auf beiden Ohren taub, da legt er sich aufs eine Schlappohr und deckt sich mit dem andern zu –«
»I, das müßte man doch erst versuchen«, unterbrach Eschels den Erregten, »wozu haben wir denn unser neues Telephon?« Und nahm den Hörer und ließ sich mit Meinert Claasen verbinden: »Du, hier ist Herr Baumeister Kurz – ja, steht neben mir. Er möchte den Süderweg gern festmachen –«
»Oho!« rief Kurz entsetzt. Eschels winkte ihm zu schweigen.
»– festmachen, ja, und ob du etwas dagegen hättest?«
»Was soll ich dagegen haben?« sagte Meinert Claasen im Telephon, »der ist wohl dumm wie 'n Badegast? Zum Frühjahr müßte ich ihn doch von uns machen lassen –«
»Was sagt er?« fragte der Baumeister ungeduldig dazwischen.
»Er müßte ihn zum Frühjahr ohnehin machen lassen«, übersetzte Eschels, »und würde Ihnen da gern bei entgegenkommen.«
»Das habe ich nicht gesagt!« rief Claasen entrüstet.
»Ist doch aber so«, meinte Eschels gemütsruhig, »der Herr Baumeister will ja gern Kies hergeben und Steine –«
»Will ich das?« fragte Kurz verblüfft.
»– und so wäre doch wohl nur recht, wenn du die Fuhren stelltest, hm? Jetzt im Winter haben die Pferde doch nichts zu tun, und ob ihr nun jetzt etwas mehr für Hafer ausgeben müßt, oder hernach zum Frühjahr für Kies und Steine, das bleibt sich wohl gleich. Und mit der Arbeit paßt es euch jetzt doch besser.«
So kam denn dies zurecht und wurde zu aller Zufriedenheit auch gleich ausgeführt. Und dann kam noch das mit Lahnungen. Da war Eschels einmal wieder auf der »Hohen Heide«, obgleich er mit den Herren jetzt nicht mehr trank, sondern nur noch Schach spielte und dabei von Zeit zu Zeit mit einem Wort in dem Topf herumrührte, darin der Dammbau gekocht wurde. Es kam an dem Abend das Gespräch auf die Spundwand, und wie der stille und doch nicht sehr kalte Winter – der zweite nun schon in gleicher Art! – dem Spülfeld hinter der Spundwand so überaus gut bekäme.
»Mir scheint fast, es schlickt von selbst schon auf in der Nähe des festen Landes«, meinte Bremer. Da schoß Eschels ein plötzlicher Einfall durch den Kopf.
»Tut es das, dann sollten Sie doch gleich auch Lahnungen weiter ins Watt hinaus vortreiben –« schaute auf und begegnete Bremers Blick und hielt inne – die andern Herren hatten nichts gemerkt, hatten Eschels Worte gar nicht beachtet. Heinrich Bremer kam auch nicht noch einmal darauf zurück, aber am folgenden Sonntag war er in Keitum und schaute vom Tipkenhoog aus in das Watt zu seinen Füßen, als ob er dort eine Goldgrube vermutete, und danach fing es an, daß er überzählige Arbeiter nicht mehr entließ, sondern sie den Winter über mit dem Setzen von Faschinen weiter draußen im Watt beschäftigte.