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(109) Wie die drei bemelten Haubtleut für Gericht
gestellt und verurtalt warden.

Alsbald die Gerichtszeit nun kam,
Der Hofrichter die Sach für nam,
Berueft wurden die drei Haubtleut;
Der Ernhold sein Klag wider verneut
Nach Gesatz und Ordnung der Recht.
Darzů kamen Ritter und Knecht,
Bedingt sich zů dem Rechten an;
Also auch teten die drei Mann.
Der Küngin Provoß Provoß: Vorsteher. sprach offenwar,
Als des Ernholds Klag ward gelesen gar:
»Herr der Richter und Ir Beisessen,
Ir habt die Klag hören lesen,
Die betrifft mein Frau die Künigin.
Darumb si mich hat gesandt hin,
Euch anzuzeigen hie darbei
Den Bund, den dise Haubtleut drei
Haben zů Nachteil fürgenommen
Irem Reich, daß nit soll kommen
Darein ein Held, der mandlich sei.
Daraus Ir leichtlichen und frei
Habet gar gůt, zů ermessen,
Daß si ir Pflicht han vergessen,
Damit si ir verbunden sind.
Wann Ir si nun ungerecht findt,
So beger ich, zů erkennen
Mit Recht und drei Peen Peen: Strafen. benennen,
Damit si sollen werden gestraft
An dem Leib, dardurch Gesellschaft
Sich hinfür vor solcher Tat hůt.
Ich hoff, daß Ir kein anders tůt,
Dann si sein gewest untreu Knecht.
Damit will ichs gesetzt han zůrecht:
Si sollen weiter han kein Huld,
Sonder werden geurteilt nach ir Schuld.«
Darauf Fürwittig herfür trat
Und sprach: »Auf die Klag, so jetz hat
Der Ernhold wider mich fürbracht,
Beger ich gar keinen Bedacht,
Sunder will gleich Antwurt geben,
Darumb wollt mich merken eben.
Was dem Held bei mir ist beschehen,
Darauf mag ich mit Warheit jehen,
Daß der Held solchs alls hat getan
Aus seim freien Willen daran.
Ich hoff, zů haben gar kein Schuld;
Aus der Ursach ich billich Huld
Von meiner Frauen soll erlangen.
Was im zuhanden ist gangen,
Darein hat in gefüert sein junger Můt;
Ich hoff, das Recht mir darumb nichts tůt.«
Darnach Unfallo auch herging,
Die Meinung zů reden anfieng:
»Dise Sachen sein schwer und groß,
Die Klag ist neur mit Worten bloß
Durch den Erenholden dargetan
Anstatt Teurdank, des teuren Mann.
Mir geschicht in solchem Unrecht,
Sofer Ir mich werdt versteen recht.
Ich hab den Held nie betrogen;
Er ist nach Abenteur zogen,
Die sein im oft zůgestanden.
Dann welcher in frembden Landen
Hin und her lang umb ziehen will,
Dem begegnet stetzt Wunders vil.
Will nun einer darin umbfaren,
Derselb soll sichs selbs bewaren.
Wo dem Held etwas gegnet ist,
Dasselbig ich zů keiner Frist
Zů aller Zeit verkommen mag.
Der Zůfell ich nit Wissen trag.
Darumb ich trau der Gerechtigkeit,
Des Ernholds Klag hab zů der Zeit
Gegen mir in kein Weg nit statt,
Dann ims der Held selbs zůgricht hat.«
Alsbald Unfallo sein Red endt,
Neidelhart kam herfür behend,
Redt mit lauter Stimm vor Gericht:
»Herr der Hofrichter, dise Zicht Zicht: Anklage.,
So wider mich ist jetz fürbracht,
Der hab ich mir warlich nie dacht,
Geschweig, daß ich sollt han getan.
Damit Ir mügt den Grund verstan,
Nit wie der Ernhold hat erzalt,
Sein die Sachen dermaß gestalt:
Als der Held erstlich zů mir kam,
Heimlich auf ein Ort er mich nam,
Tet mir darauf disen Bericht,
Wie er sich hett ganz hoch verpflicht,
Von der edlen Künigin wegen
Ritterspil und Kriegens zů pflegen.
Als ich das von im merken tet,
Daß er darab Gefallen hett,
Hab ich in gefüert dahin.
Ich hett gemeint in meinem Sinn,
Der Künigin ich gefallen tet,
Daß ich den teuren Helden hett
Probiert und in Krieg abgricht,
Sonst hett ich warlichen mit nicht
Derselben Ding keines vollbracht.
Darumb, Herr Richter, habt in Bedacht,
Daß mir an dem Unrecht beschicht,
Und absolvirt mich von dem Gericht.«
Der Ernhold gert an das Hofgericht,
Si wollten im abschlagen nicht,
Sonder verhörn ein kurze Red,
Die er vor in noch zů tun hett.
Der Richter im die Red erlaubt,
Damit kein Teil wurde beraubt
Des, so er in Recht möcht genießen.
Der Ernhold sprach: »Hört onverdrießen,
Der Haubtleut Red hat keinen Grund,
Dieweil ir Verhandlung ist kund
Und leit offentlichen am Tag.
Mich wundert, wie einer sagen mag,
Si sein all drei unschuldig daran.
Warumb habens den Held nit lan
Reiten stracks zů der Künigin her?
Was hielten si in auf mit Gefer
Und fůrten in zů aller Stund
Auf geferlich Weg, damit ir Bund
Mochte vollstrecket worden sein?
Ich weiß, daß mein Frau, die Künigein,
Inen das nit befolhen hat,
Darumb si alle drei den Tod
Deshalben haben verschuldt wol;
Darumb durch Euch, Herr Richter, soll
Werden erkennt mit Urteil und Recht
Nach dem geschribnen Text schlecht,
Dann si sein neidig Bösewicht,
Haben vergessen ir Eidspflicht;
Will Euch mit Red nit mer umbtreiben,
Laß damit beim Rechtsatz bleiben.«
Auf solchs die drei Haubtleut redten,
Wie si ir Antwurt vor tan hetten;
Darbei ließen si es bleiben,
Das möcht der Schreiber ein schreiben.
Als nun die Sach zůrecht gesetzt was,
Der Richter mit andern darüber saß,
Und nach irem langem Bedacht
Der Gerichtschreiber herfürbracht
Einen Brief, haltend in der Hand,
An demselben er geschriben fand,
Wie die Urteil jetz verfaßt wer.
Sprach: »Ir bede Teil, tret zůher
Und hört die Urteil, so das Gericht
Auf Eur Fürbringen zůrecht spricht.
Auf Klag, Antwurt, Red, Widerred,
So ein jeder Teil fürbracht hett,
Haben die Ret erkannt zůrecht,
Daß die Haubtleut sein bese Knecht
Worden an der edlen Künigin.
Darumb soll man si füeren hin,
Fürwittig richten mit dem Schwert,
Des andern Tags Unfallo hert
Bei seim Hals binden an Galgen,
Darnach Neidelhart zuwalgen zuwalgen: herabstürzen.
Uber ein hohen Turn zůtal,
Damit er seinen Hals abfall
Und kumm vom Leben zů dem Tod.«
Damit Urteil ein Vollzug hat.
Der Ernhold dankt der Urteil seer,
Er sprach: »Offenlich Gott, der Herr,
Wird darumb Eur Beloner sein!«
Die drei hetten Schmerzen und Pein.
Mit dem Henker ward geschaffen,
Daß er sollt schicken nach Pfaffen
Und die Armen beichten lassen,
Darnach handlen dermaßen,
Wie die Urteil gesprochen wer.
Der Nachrichter der nam si her
Und verwaret si all drei wol,
Als die er morgen richten soll.


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