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(51) Wie Unfallo Teurdank ein Roß schenkt, darauf er
sich zů Tod sollt gefallen han.

Unfallo sich nicht benüegen
Ließ, sonder wollt mer zůfüegen
Dem Helden Nachteil und Schaden,
Dann er was genzlichen beladen
Mit Untreu und Arglistigkeit.
Auf ein Zeit er dem Helden seit:
»Herr, heut ist der best Jeger mein
Zů mir eilunds kommen herein
Und hat mir geben zů verstan,
Wie er im Wald sei kommen an
Ein Schwein groß und ungeheur;
Darzů dorft er Eur Hilf und Steur,
Dann er sei nicht ein solcher Mann,
Der es darf allein greifen an;
Ich will auch mit Euch reiten dar.«
Teurdank sprach: »Ich sag Euch fürwar,
Ich schlag Euch solche Reis nicht ab.«
Unfallo sprach: »Ein Pferd ich hab,
Das ist seiner Bein so gewiß,
Ich dorft wetten, wann es sich stieß,
So wollt ich Euch verfallen sein
Mein Gůt. Under den Pferden mein
Hab ich das am liebsten fürwar.
Dasselb will ich Euch ganz und gar
Schenken und zů eigen geben,
Es ist darauf bewart Eur Leben.«
Teurdank der dankt im hoch und seer,
Sprach: »Lasset das Pferd bringen her,
So well wir reiten an das Jeid.«
Unfallo hofft, den Helden in Leid
Zů bringen auf derselben Fart,
Dann das genannt Pferd hett diese Art:
Wann mans ritt auf einem Steig schmal,
So scheucht es leicht und sprang zů Tal,
Wie hoch und tief doch hinab was.
Unfallo daran wißte das.
Als es nun was umb Mitte Nacht,
Teurdank man dasselbig Pferd bracht;
Unfallo auf ein Esel saß,
Der seiner Bein gar gewiß was;
Ritten mit einander aufs Jeid,
Wanns wol ging, was Unfallo leid.
Unfallo fûrt den Held zůtal
Auf einem Steig, der was gar schmal,
An eim Fels eins Gadens hoch;
Unfallo vor dem Helden zog.
Indem wollt es gar bald tagen,
Ein Hund der fing an zů jagen.
Unfallo sprach: »Es will nit werden gůt,
Dann der Hund wird das Schwein gůt
Verjagen; darumb reit wir dest baß,
Damit wir kummen noch zůmaß.«
Unfallo vor dem Held rannt;
Teurdanks Roß tet, wies was gewant,
Scheucht und sprang mit im überab.
Noch belib der Held in seiner Hab
Und nam darab ganz keinen Schwank.
Das Roß von dem Sprung nider sank,
Doch stund es bald wider auf fest.
Dem Teurdank was darin das best,
Daß er sich frei in Sprung begab,
Sonst hett er sein Hals gfallen ab.
Unfallo schrei dem Helden seer,
Wo er doch neur hinkommen wer;
Gedacht im: Ach, wer er zůtod
Gefallen, aus aller meiner Not
Wer ich erlöst mit disem Mann.
Teurdank sprach: »Einen Sprung ich han
Getan hinab mit meinem Pferd,
Daß wir hie ligen auf der Erd.
Dasselbig dem Pferd scheuch ist,
Dann als ich eilet aufs beldist
Und wollt dir gar schnell reiten nach,
Den schmalen Steig ich mit nicht sach,
Nam mirs Pferd zů derselben Stund
Den Zaumb, daß ichs nicht halten kunnt,
Sprang mit mir daselbst überab.«
Unfallo der sprach: »Herr, ich hab
Euch vor zů erkennen geben,
Ir sollt auf schauen eben,
Dann die Weg sein schmal und nit breit.«
Unfallo was im Herzen leid,
Daß Teurdank nichts was geschehen.
Der Held zů im tete jehen:
»Ich dank billich dem werden Gott,
Daß er mir auch aus diser Not
Hat geholfen on alle Far,
Dann ich ein Weil in Ängsten war
Mit deinem Pferd, das du so seer
Lobest; darauf kumm ich nicht mer;
Versorg ein andern auch darmit.«
Teurdank auf eim andern Pferd ritt
Demselben großen Schwein nach,
So lang bis er das zůletzt stach.
Des was er fro von seim Herzen,
Vergaß dardurch all seins Schmerzen,
So er im Fall erlitten hett.
Unfallo im gedenken tet,
Wie er dem Held ein anders Spil
Zůricht, als ich Euch sagen will.


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