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(35) Den edlen Teurdank übereilt ein Schwein im Absteen Absteen: Absteigen.,
můßt den einen Fůß im Stegreif behalten und
also das Schwein stechen.

Unfallo kein Weil feiren kunnt,
Sonder gedacht auf ander Fund,
Zů behalten sein Ort und Paß.
Vor dem Held Teurdank als er saß
In dergleichen Gedanken sein,
Trat zů im ein Jeger ein,
Sprach: »Lieber Herr, ich tů Euch kund,
Daß ich heut mit meinem Leithund
Hab gespüret im Wald ein Schwein,
Großer weder ichs alle mein
Lebtag je mer hab gesehen Großer ... gesehen: ein größeres habe ich meiner Lebtage nie
gesehen.
.
Mit Warheit so mag ichs jehen,
Welcher dasselb Schwein allein fecht,
Den halt ich für ein kecken Knecht.«
Unfallo als er höret die Mer,
Von Herzen ward er erfreut seer,
Sprach: »Zeuch hin mit den Hunden bald
Und wart mein wart mein: warte auf mich. zunechst vor dem Wald,
So will ich dir von stundenan
Schicken Teurdank, den kecken Mann.
Den fûr in den Wald zů dem Schwein
Und laß in das stechen allein.«
Der Jeger zoch hin mit dem Hund.
Unfallo zů derselben Stund
In sein Haus zů dem Teurdank trat,
Sprach: »Hört, Herr! Mein Jeger mir hat
Gesaget, er hab gefunden
Ein groß Schwein mit seinen Hunden;
Wartet Eur damit vor dem Wald.
Wöllt Ir das stechen, so kumbt bald.«
Als der Held hett gehöret das,
Von stundan er auf sein Pferd saß,
Aufs nechst er zů dem Jeger rannt,
Der den Helden von weit erkannt.
Der fûrt in auf die recht Revier,
Sprach: »Teurer Held, beleibt halten hier
Und gelaubt den Worten mein,
Disen Weg wird kommen das Schwein,
Ich wills Euch frei jagen daher.«
Der Held tet nach seinem Beger,
Der hielt still an demselben Ort.
Nicht lang darnach er das Schwein hort
Her gegen im mit großem Bracht Bracht: Lärm.
Laufen. Der Held Teurdank gedacht:
Das ist warlich ein großes Tier.
Als dasselbig kam zů im, schier
Gewunn der Held heraus sein Schwert
Und wollt sprengen auf seinem Pferd
Hinab von einem kleinen Rain,
Zů stechen dieselb Sau allein.
Da behieng im an einem Baum
Sein Pferd mit dem Zügel am Zaumb,
Das machet ein zerbrochner Ast.
Die Sau drang auf den Helden fast
Und schlůg sein Pferd in ein Fůß wund.
Der Held abzůfallen begund;
Mit einem seim Fůß er begreif
Die Erd, der ander in Stegreif
Noch belibe hangen. Fürwar
So ganz nahend dieselb Sau dar
Zů dem teurlichen Helden kam,
Sein Schwert er in bede Hend nam,
Stach damit meisterlich das Schwein,
Dann im mocht nicht sovil Weil sein,
Daß er sich hett darzů gestellt
Nach Vorteil. Doch hett er gefelt,
Das Schwein hett im seinen Lon
Gegeben; darumb ich das han
Gesetzt auch für ein Geferlicheit,
Die Unfallo hat zůbereit
Teurdank, dem kûnen, starken Held.
Da dem Helden nun was gefellt
Sein Pferd von dem genannten Schwein,
Da bracht im bald ein anders sein
Diener. Auf dasselb Teurdank saß,
Reit wider hin, daher er was
Geritten von Unfallo aus.
Do er nun kam in dasselb Haus,
Unfallo im engegen gieng,
Mit gůten Worten in empfieng,
Bat, daß er im doch sagen tet,
Ob er das Schwein gefangen hett.
Teurdank antwort im und sprach:
»Mein Leben lang mir nie geschach
Von einer wilden Sau so drang drang: Bedrängnis..
Glaub, hett ich mich gesaumet lang,
In groß Scheden ich kommen wer.«
Und saget im die rechten Mer
Nach der Leng die Geschicht alle gar,
Wie es im am Jeid ergangen war.
Unfallo in darumb lobet,
Doch darneben vor Zorn tobet
Heimlichen in dem Herzen sein,
Daß der Held nit in große Pein
Was kommen durch dieselben Sau.
Sprach: »Lieber Herr mein, ich getrau
Mir Euch darin nicht zů folgen nach,
Es ist je ein gewagte Sach.
Doch wollt ich Euch raten darbei,
Daß Ir nit werdt gar zůvil frei,
Sonder hett Euer besser acht.«
Darneben er heimlich betracht,
Wie er den Helden möcht bringen
Ums Leben oder in zwingen,
Zů ziehen Krüppel Krüppel: als Krüppel. aus dem Land.
Dem Teurdank waren nit bekannt
Sein Gedanken und böse List,
Dann hett er dieselben gewißt,
Er hett in zůtod geschlagen.
Nun will ich Euch weiter sagen,
Was er fürter hat geûbt mee
Gegen dem Teurdank in dem Schne.


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