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(81) Wie Neidelhart den mandlichen Held Teurdank an
die Feind schickt, und er sollt im mit dem Haufen nach
gedruckt sein, das er nit tet, darab der Held schier Not
gelitten hett.

Neidelhart was voll böser List,
Dann er aus vil Ursachen wißt,
Wurd er wider dem teuren Mann
Geleich ein andre Schalkheit tan,
So mocht ers neur böser machen.
Darumb er still stund in Sachen
Ein klein Zeit, bis er kunnt ermessen,
Daß Teurdank des hett vergessen.
Als Neidelhart sein Zeit ersach,
Füegt er sich zů dem Held und sprach:
»Herr, Ir secht die Feind ziehen her,
Wo es Eur gůt Bedunken wer,
So wollten wir si greifen an.«
»Ja«, sprach Teurdank, der kûne Mann,
»Als vil ich mich darauf verstee,
So soll wir darin nit feiren mee,
Sonder greifen an in der Halt.«
Darauf im Neidelhart antwurt bald:
»Dieweil es Euch dann wol gefellt,
So ziecht dahin, wann und Ir wellt
Gegen in mit Eur Gesellschaft,
So will ich Euch mit ganzer Kraft
Und dem andern Volk drucken noch.«
Teurdank gen den Feinden zoch
Und greif dieselben tapfer an
Mitsambt seiner Gesellschaft lobesan.
Er hielt zů ersten in der Spitz,
Darin braucht er sein Mannheit und Witz.
Das Treffen zůmal hart angieng,
Daß mancher Feind den Tod empfieng.
Der Held under den Feinden rannt,
Mit seinem Schwert er si zůtrannt zůtrannt: zertrennte.
Und meint, Neidelhart folgt im noch.
Der falsche Wicht das lang verzoch
Und darumb allein langsam was,
Wann er nichts anderst hofft dann das:
Wurde Teurdank erschlagen schon,
So wollt er wol kommen darvon
Ungeschlagen von Feinden bald,
Er und alls sein Volk mit Gewalt.
Er meint, er wollts wol geschafft han,
Wann Teurdank, der teurliche Mann,
Von den Feinden wer erschlagen,
Gar bald wollt er in verklagen.
Neidelhart hett etlich Knecht bestellt,
Die sollten erschlagen den Held;
Darvor in aber Gott behůt,
Als er dann oft gar manchem tůt.
Er tet den Feinden Widerstand,
Mit seiner ritterlichen Hand
Machet er umb sich ein groß Weit.
Damit er durch die Feind hin reit
Und kam zu dem Schalk Neidelhart.
An in er ganz fast zornig ward
Und fraget den der rechten Meer,
Warumb er nit nachzogen wer,
Wie er im hett dann versprochen.
»Ich sollt sein worden erstochen.«

Neidelhart antwortet und sprach:
»Herr, ich bitt Euch, wollt tun gemach,
Und vernemet doch die Wort mein;
Ich mocht nit fester zogen sein,
Ich wollt dann Ordnung zůbrochen han.
Das wer nit wol gewest getan,
Sollt ich zerstreut sein zogen her.
Mügt gedenken, ob ich nit Gefer
Von den Feinden gewart mûßt han,
Wo si uns weren kommen an.
Wo ich die Warheit sagen soll,
So hab ich heut gemerket wol,
Daß Ir in den Sachen zů gech gech: hitzig.
Seid, acht nit, was Euch darin beschech.
Das saget man, Herr, überall,
Darumb sollt Ir ein ander Mal
Dest gemecher tun. Merkt den Bescheid,
Es leit nit alls an der Fredigkeit!
Das sollt Ir mir nit frübel han,
Ir seid noch gar ein junger Mann,
Hitzig und tut all Sach in Eil,
Kriegshendel wellen han ir Weil;«
Und sagt in dergleichen Sach vil.
Teurdank der schweig für und für still
Und hört im seiner Reden zů,
Dacht im: Ich weiß, was ich tů.
Doch das ich noch hab angefangen,
Das ist mir alls glücklich ausgangen.
Kert sich zum Neidelhart dem Wicht,
Sprach: »Du gonnst mir der Ern nicht!«
Neidelhart sprach aus falschem Grund:
»Herr, an dem Ir mir unrecht tunt;
Eur Red die tut mich fast krenken;
Ir sollt solchs von mir nit denken!
Dann daß ich gen Euch reden tů,
Beschicht, daß ich sorg spat und frů,
Ir mecht verlieren Euren Leib,
Daß Euch nit wurd zů einem Weib
Mein Frau, die edel Künigin.«
Damit redt er im das aus dem Sinn.
Neidelhart hett nicht Eer noch Scham,
Alsbald es im zů reden kam,
So můßt er allweg sein gerecht,
Krumm Sachen kunnt er machen schlecht.
Mit dem kamen si in ir Leger,
Neidelhart wer gewest weger weger: lieber.,
Daß der Held wer zů Tod erschlagen.
Ich will Euch hernach mer sagen,
Was Neidelhart sich weiter hat
Understanden, den Held in Not
Zů bringen, wie Ir heren werd.
Bösers Menschen lebt nit auf Erd
Dann Neidelhart der Böswicht was,
Als ich Euch will anzeigen baß.


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