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(107) Wie der adenlich Held Teurdank umb seiner
gůten Getat willen von der Künigin Erenreich mit einem
Kranz von Lauro Lauro: zu Laurus: Lorbeer. gekrönt ward.

Als nun der Tanz was angefangen,
Kam die Künigin Ernreich gangen
Und trůg in ir schneweißen Hand
Einen Kranz, von dem Kraut, genannt
Laurus, setzt im den auf sein Haubt,
Sprach zum Held: »Damit seid begabt,
Dann dasselb Kraut die Tugend hat,
Daß es keim wol auf dem Haubt stat,
Er hab dann mit Ritters Eren
Sein Leben vilfeltig tun mern
Und an im aller Tugend Schein,
Darumb wird es genannt Laurein.
Unser Vorfarn haben die Kron
Gar vil für kostlicher gehon gehon: gehalten.
Dann Silber oder das Gold rot.
Wer ein erlich Sach getan hot
Und hie auf der Erden sein Zeit
Verschliessen mit Krieg und in Streit,
Erlich aus ritterlichem Můt
Vor allen Schanden hat behůt,
Den haben si begabt damit,
Mit Eren nach der Romer Sitt.
Nun bin ich warlichen bericht
Vom Ernhold, daß Ir habt gericht
Eur Leben nach allen Eren
Und bisher nie tun begeren,
Das Euch nit wol wer gestanden an;
Darzů manichen kecken Mann
Mit Euer Mannheit ganz verjagt,
Vil geferlicher Sach gewagt,
Mein Land und Leut beschützet wol.
Darumb ich billich Euch geben soll
Disen Kranz zů eim rechten Lan,
Dieweil Ir vor andern die Kron
Ritterlicher Zucht tragen seit.«
Neidelhart was von Herzen leid,
Auch Unfallo und Fürwittig.
Alle drei waren si traurig,
Dachten: Nun ist unser Gwalt aus!
In dem die Trumetter mit Saus
Bliesen all in ir Trumetten.
Teurdank der tet herumb treten
Mit der Küngin, bis der Tanz sich endt.
Die sechs, mit den er hett gerennt
Und ander Ritterspil triben,
Die waren daheim beliben
Und nit her zů dem Tanz kommen,
Dann si all ganz kleinen Frommen
Hetten erlanget an dem Held.
Ein jeder sich fast traurig stellt
Und schembten sich der Sachen hart,
Daß si sich durch den Neidelhart
Hetten in das obgemelt Spil
Bereden lassen zů dem Zil.
Indem hett das Tanzen ein End;
Der Held nam die Künigin bei der Hend,
Fûrt si wider in ir Zimmer,
Sprach: »Edle Frau Künigin, nimmer
Mag ich Euch der Ern vergessen,
So Ir mir heut habt zůgemessen.
Gott soll Euer Beloner sein.«
Damit nam er von der Künigein
Ein gůte Nacht und ging darvon.
Die Künigin die danket im schon
Mit süeßen Worten ganz freundlich.
Darnach legt der Held schlafen sich
In seim Zimmer nider ins Bett,
Bis auf den Morgen die Sonn tet
Wider über das Erdrich gan,
Allererst stund auf der teur Man.


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