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(38) Wie Teurdank durch Anweisung Unfallo sich an
seim eigen Schwert beschedigt sollt haben an einem
Schweingejeid.

Unfallo groß Leid und Schmerz hett,
Daß im sein Anschlag felet,
Saß, besann sich, wie er füran
Sein Sach mit dem Held wollt fahen an.
Auf ein Zeit kam im in sein Sinn
Ein Schalkheit. Auf solichs ging er hin
Zů dem Helden Teurdank und sprach:
»Herr, mein Jeger ein groß Schwein sach
Dort aus im Wald von hin nit weit.
Mein Rat ist, Ir sitzt auf und reit
Mit mir und stecht si frei zůtod.
Doch hört zůvor von mir ein Rot Rot: Rat.,
Den ich Euch darzů geben will:
Ir habt vormal der Schwein gar vil
Zůtod gestochen auf dem Pferd,
Darumb sollt Ir das auf der Erd
Zůfůß allein mit Eurem Schwert
Umbbringen. Das wird Euch, Held wert,
An vil manchem Orten bringen groß Preis.«
Der Held sprach: »In der gleichen Weis,
Als Ir dann habt geraten mir,
Will ich fellen dasselbig Tier.«
Unfallo was von Herzen fro.
Nun was die Sach gestellt also:
Er weßt, daß ein groß hauend Schwein
Hett sein Stand an eim glatten Rain,
Da es allzeit zů finden was.
Nun hoffet der Unfallo, daß
Der Held mocht an dem Rain nit han
Ein Stand, wann er das Schwein kem an,
Und wurd nemen ein Leibschaden.
Unfallo was mit Leid beladen,
Bis do kam die Zeit, daß der Held
Wurd reiten zum Schwein in das Feld.
Als die recht Zeit nun kommen was,
Der teurlich Held auf sein Roß saß;
Das tet auch mit im Unfallo,
Reiten hin bis an das Ort do.
Unfallo gedacht, es wer Zeit,
Zů halten, das Schwein wer nit weit,
Sprach: »Wir wellen halten bleiben,
Bis der Jeger tůt auf treiben;
Das Schwein mügen wir auf der Höch wol
Sehen, wo das hin laufen soll.«
Teuerdank hielt still mit dem Pferd sein;
Bald kam her gelaufen das Schwein,
Stellt sich under den Bühel glatt.
Unfallo sprach: »Herr, steet ab drat
Zůfůßen von Eurem Pferd,
Gewinnt von Leder Eur gůt Schwert,
Lauft über disen Rain hinab
Und stecht das Schwein zůtod. Darab
Wert Ir erlangen Preis und Eer.«
Der Held bedacht die Sach nicht mer,
Stund ab zůfůß von dem Pferd sein,
Zog sein Schwert, wollt über den Rain
Laufen; do was der Rain so glatt,
Daß der Held darauf nicht haften tat,
Sonder schlůg schnell an ein Seiten
An derselben glatten Leiten.
Das Schwert fiel im aus seiner Hand,
Im Fall es sich zůstund umb wandt,
Daß die Spitz über sich kert,
Der Schwertknopf hinab ins Tal gert.
Der Held der mocht kein Hab Hab: Halt. nicht han,
Sonder můßt dem Fall sein Gang lan,
Fiel hin geschwind bis in das Tal,
Auf des Schwerts Spitz geschach der Fall.
Der Held, als er des Spitz empfand
In seiner Seiten, da ermannt
Er wider und braucht sein Kreft all,
Verhûtet damit den sorglichen Fall,
Der im dann vor Augen was,
Wie ein jeder selbs mag priefen priefen: prüfen, erkennen. das.
Der Held stund bald auf, sein Schwert er nam,
Lief an das Tier ungezam,
Stach dasselb zů Tod. Unfallo
Was von ersten von Herzen fro.
Aber sein Freud was bald verkert,
Da er sach gesund den Held wert.
Aber er ließ sich merken nicht,
Sprach: »Ach, Herr, mir ist mein Gesicht
In solichem Fall vergangen gar
Vor Schrecken, das glaubt mir fürwar.
Wie habt Ir doch getan, sagt mir?«
Teurdank antwort: »Ich eilt zum Tier
Und hett auf den Rain nicht vil acht;
Darumb so ist an mir vollbracht
Das Wort: Ein gech Mann soll Esel
Reiten, an dem solich Ungefell
Kommen. Es ist aber einmal
Geraten wol in disem Fall.«
Unfallo schweig still, ret mer nit,
Damit ein jeder anheim ritt.


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