Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

(73) Wie den Teurdank der Unfallo in einer hülzen
Stuben verbrennt haben wollt.

Unfallo hett gar großen Zorn,
Daß all sein Anschleg warn verlorn,
Gedacht darauf lang hin und her,
Wie er im mocht zůfüegen Schwer.
Eins Mals sprach er: »Lieber Herr mein,
Kumbt mit mir in das kleine Stedtlein
Und ziehet ein in mein Gemach
Und beleibt daselbst etlich Tag.«
Teurdank im dasselb zůsaget.
Als die Sunn aufging und taget,
Zugen si mit einander darein.
Unfallo gab im ein Stub ein
Von Holz; ein Kammer was daran,
Darein weist er den werden Mann;
Darin was ein gůts Bett bereit.
Als sich der Held hett nider geleit,
Unfallo sein Untreu nit spart,
Der Zeit hett er erwartet hart.
Heimlichen schlich er vom Held hindan,
Zündt die Stuben durch ein Kuchen an,
Vermeint in sein bösen Sinnen,
Wann das Gemach hub an zu brinnen,
So möcht er nit entrinnen daraus,
Sonder mûßt verbrinnen im Haus
Und auch von dem Rauch ersticken gar.
Teurdank ward des Feures bald gewar;
Er schmecket den Rauch von stundan,
Dann von Natur schlief leis der Mann.
Er sprang bald von dem Bett herfür,
Gleich stieß er auf die Kammertür;
Kein Leid dem Helden nit beschach.
Da das Unfallo ersach,
Daß der edel Held herfür kam,
Ein seltzam Red er für sich nam
Und sprach: »Ich kumm jetz gleich hergan
Und wollt Euch auf gewecket han.«
Teurdank fraget in Zorn der Mer:
»Wo kommet doch das Feur daher?«
Unfallo schwig, kein Wort nit sprach;
Es reut im, daß dem Held nichts gschach.


 << zurück weiter >>