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(85) Der küen Held Teurdank errennt einen Kürriser,
der in tot zů rennen bestellt was.

Hie kam der untreu Neidelhart
Mit Listen in seim grauen Bart
Abermals mit einer neuen Mer,
Sprach: »Wann ich Eurs geleichen wer
Und in solchem großen Gelück,
So wollt ich bestan ein trutzlich Stuck
Und einen Ernhold reiten lan
Gen Feinden in die Stadt hindan.
Denselben er verkünden sollt,
Daß Ir in dreien Tagen wollt
Allein zů inen kommen dar
Zwischen die zwei Leger fürwar
Und daselbs auf dem grûnen Plan
Euch im Harnasch finden lan,
Ob dann bei jenen wer ein Mann,
Der Euch wollt mit Kampf greifen an
Und hett ritterliche Begir,
Ein Spieß mit Euch zerbechen schir
Von seines Bulen wegen zwar.«
Der Neidelhart wißt wol fürwar,
Daß bei den Feinden wer mancher Mann,
Der solchen Kampf wurd nemen an;
Dann alsbald si des wurden gewar,
So schickten si ein auf in dar.
Also gedacht der untreu Mann:
Er mag nit stets kommen darvon,
Sonder müeß ein Mal mißraten
Und im kommen zu unstatten.
Dem Held was sein Herz ganz gering gering: leicht.,
Er wug nit vil auf geferlich Ding.
Darumb was er des Rats gar fro,
Zů dem Neidelhart sprach er do:
»Es soll an mir kein Mangel han!«
Den Erenhold hieß man her gan;
Er schickt den hinein in die Stadt
Nach des bösen Neidelharts Rat,
Daß er die Botschaft darin verkundt.
Ein Antwort ward im auf der Stund
Geben: Si wollten schicken ein Mann,
Der in wurd sůchen auf dem Plan.
Doch sollt er kommen neur allein
Und sonst gar kein Mensch bei im sein,
Auch von jemands einich Hilf han,
Desgleich sollt ir Ritter auch tan.
Als nun der Erenhold vernam
Die Antwurt, bald er wider kam
Zů seim Herren, sagt im die Meer,
Was im in der Stadt begegent weer.
Darnach, als kam der dritte Tag,
Den Teurdank man hin ziehen sach,
Gerüst im Kürriß, Spieß und Schwert;
Er saß auf seim verdeckten Pferd,
Auf die Walstatt Walstatt: Kampfstätte. er allein reit
Nach Inhalt ir beder Bescheid.
Teurdank eilt hin auf den Platz seer;
Ein brûmbter Ritter zog daher
Mit seim verdeckten Pferd gar schon.
Als Teurdank sach denselben Mann,
In Zorn wurd er gen im bewegt.
Jetweder seinen Spieß ein legt
Und faßten die wol zu der Hand;
Mit Kraft einer auf den andern rannt.
Dem Teurdank dem beschach das Heil,
Daß er rannt seinen Widerteil
Zů der linken Seit ins Geseß hinein
Under den Kürriß Tartschen Tartschen: Schild. sein.
Ditsmal er seiner Mannheit pflag,
Durch daß der Ritter vor im tot lag.
Wiewol der Ritter dem Held hett
Getroffen sein Roß, noch so tet
Er im damit ganz kein Schaden.
Si waren all mit Freid beladen
Des Teurdanks glücklich Widerfart
On allein der falsch Neidelhart.
Dem was es getreulichen leid,
Daß in nit halfe sein Falscheit.
Doch er sich des nit merken ließ,
Den Teurdank er willigkummen hieß
Und sprach aus seinem falschen Sinn:
»Sechet, ob ich Euch nit treu bin!«
Dann bei der Tat mögt Ir verstan,
Daß ich Euch Gůts geraten han,
Dann Ir damit habt Rum und Eer
Erlangt und werds noch haben mer.
Darumb seid gůter Zůversicht,
Das Gelück wird Euch warlich nicht
Zů keiner Zeit nimmer verlan,
Sonder Ir mûßt die Künigin han
Gewißlichen on allen Spott,
Darzů wunsch ich Euch Glück von Gott.«
Mit den Worten und dergleichen
Kunnt er wol den Falben streichen,
Gedacht aber im Herzen sein:
Kann ichs verhûten, die Künigein
Soll dir in keinem Weg werden,
Mich helfe dann nichts auf Erden.


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