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(102) Wie der mandlich Held Teurdank mit dem
andern Ritter ein Turnier zů Fůß tet und in überwand.

Als es was nach dem Nachtessen,
Teurdank der hett nit vergessen,
Daß er noch den anderen Mann
Sollt jetzo in dem Kampf bestan.
Darumb er sich rüstet darnach,
Dann von der Art was er kein Zag;
Er forcht auch den Ritter gar nicht.
Auf solchs wurden Schranken zůgericht.
Als nun die angesetzt Stund kam,
Ein jeder zů im sein Weer nam
Und trat an sein bescheiden Ort.
Niemands redet ein einichs Wort,
Bis man si zůsamm treten hieß.
Der Starke sich auf sein Kreft verließ;
Küenheit man an in beiden sach,
Mancher geschwinder Streich geschach;
Zůsammen schlůgen die zwen Mann,
Jeder hoffet, den Sig zu han.
Des Ritters Schleg waren fast stark;
Teurdank sein Kreft auch nit verbarg.
Ein ander tribens hin und her,
Der Ritter wollt nit weichen mer,
Liefen wider ein ander an,
Allererst hůb sich die Not an.
Zůletzt der Held sein Mannheit bewert
Und nam in bed Hend sein gůt Schwert
Und schlůg den Starken auf sein Haubt,
Daß er ward seiner Sinn beraubt.
Teurdank der schlůg und traf in baß,
Dermaß der Stark fiel in das Gras,
Damit ward der Ritter siglos.
Den Neidelhart das fast verdroß,
Groß Leid und Schmerz er darumb hett,
Wiewol er nit desgleichen tet.
Als nun Teurdank, der werde Mann,
Den Kampf ritterlichen gewann,
Schickt die Künigin von Stunden an
Zů dem Held, des ein Bericht zů han,
Ob ime nichts geschehen wer.
Als si erfůr, daß noch der Herr
Wer frisch, wolmügend und gesund,
Ein gar große Freud si begund
Und alles ir Frauenzimmer
Zů haben, dann si hett nimmer
Gelaubet, daß der edel Held
Sollt ein solchen haben gefellt.
Als sich nun hett verloffen das,
Mittlerzeit die Küngin geschickt was,
Mit dem Helden zů halten Freid,
Als sich dann nach solcher Sach geit.
Darauf kamen her getreten
Zwen Alt aus der Künigin Reten,
Sprachen zů ir: »Frau, seid beten beten: gebeten.
Zu tanzen mit dem teuren Held,
Damit, so ferr es Euch gefellt,
Eur Gnad den Anfang tüe machen.«
Die Künigin begund zů lachen;
Der Held nam si bei irer Hand,
Die Trumetter bliesen allsambt,
Tanzten mit einander ein Reien;
Groß Freud was under den zweien.
Derselb Tanz weret eben lang,
Teurdank darunder hoflich sprang,
Als auch die anderen teten,
Die ir Bůlen am Tanz hetten.
Da nun die Zeit zů schlafen kam,
Teurdank von der Künigin Laub Laub: Urlaub, Abschied. nam
Und füegt sich wider in sein Gemach,
Damit er an dem andern Tag
Mocht im welschen Gestech bestan,
Dann er hett einen starken Mann,
Der wider in dann stechen sollt,
Darumb er ein wenig ruen wollt.
Des andern Tags sollt Teurdank stechen
Und auf welisch Holz zubrechen.
Neidelhart hieß sein Ritter kommen,
Sprach: »Du hast on Zweifel vernommen,
Wie es den zwein ergangen ist.

Darumb so brauch alle dein List
Und nimm ganz große, starke Holz;
Ob du Teurdank, dem Helden stolz,
Damit möchst einen Stoß geben,
Dardurch er verlur sein Leben,
Ich will dich darumb reich machen.«
Der Ritter begund zů lachen,
Sprach: »Herr, laßt mich darumb sorgen,
Der Ürten Ürten: Zeche. darf er mir nit borgen,
Ich will in morgen zalen bar
Dermaß, daß er sein Lebtag gar
Kein Ritterspil soll treiben mer.«
Neidelhart sprach: »Mer ich nit ger!«
Ging damit frölichen von dann
Vom Neidelhart, dem falschen Mann.


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