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(55) Wie der edel Teurdank durch Anweisung des falschen
Unfallo auf einem Gembsenjeid abermalen ein Geferlicheit
überstund, dann im ein Stein nach überab
geschlagen hett.

Es gab sich auf ein ander Zeit,
Daß Unfallo dem Helden seit
Von Weidmannschaft und Jegerei,
Wie er darin wer vor ander frei.
Under anderm er den Held fragt,
Ob er nit noch einmal gern jagt
Gembsen in den Gebirgen hoch.
Teurdank der Held sprach: »Ich jag noch
Als geren als all mein Lebtag,
Wo ich si neur ankommen mag.«
Unfallo sprach: »So well wir gan
Dahin! Dort ich austreten han
Der Gembsen ein merkliche Zal
Nit weit von disem schönen Tal.«
Heimlich hett Unfallo bestellt
Ein Bauren, der do herab fellt
Etlich Stein auf den edlen Held,
Wenn er durch dieselb Wend geen wöllt.
Unfallo ließ steigen den Mann
In das Birg; aber er wollt nit gan
Dem Helden nach in keinen Weg;
Denn er wißt wol seine Anschleg,
Den er mit dem Bauren hett gemacht.
Teurdank im keines Argen dacht,
Ging on all Sorg den Gembsen nach;
Der ein Der ein: eine von denen. zů fellen was im gach.
Etlich Diener er bei im hett.
Der Baur nach seinem Bescheid tet,
Ließ herab laufen einen Stein;
Der lief gleich gegen dem Held herein,
Daß nicht mer ward dem Helden wert,
Dann daß er nider auf die Erd
Fiel. Der Stein für über sein Ruck;
Es was im not, daß er sich duck,
Sonst so hett sein Leben ein End
Gehabt. Teurdank der ging behend
Aus derselben Wand hin zu Tal,
Gedacht: Ich bin aber einmal
Erledigt aus des Tods Nöten.
Unfallo den wollte töten,
Daß die Geferlicheit als oft was
So nahend dem Helden und daß
Der keine nie geraten wollt.
Er weßt nicht, was er mer tun sollt
Vor rechtem Zoren, den er hett;
Doch er nit dergeleichen tet,
Sonder erzeigt sich mit Geberd,
Als ob ime auf diser Erd
Für den Held nieman lieber wer.
Darneben tracht er mit Gefer,
Den Held zu bringen in den Tod,
Wiewols der allmechtig Gott
Nie über in verhengen wollt;
Dann er im was mit Gnaden hold.


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