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(88) Wie sich Teurdank, der unerschrocken Held, in einer
Besetzung treffenlichen wert und sovil erschoß, daß si
můßten abziehen.

Wiewol Ir vor oft habt gehort,
Was Bosheit und die besen Mord
Neidelhart hat wöllen began
Am Teurdank, dem vil kûnen Mann,
So acht ich wol, daß dises sei
Mit Eren auch für eins darbei
Aus denselben bösen Stucken
Zů setzen zů Neidelharts Tucken,
Dann meins Dunkens ist nit ein kleins.
Als der edel Held Teurdank eins
Mals mit seim Volk geritten was
Nit weit in ein gůtes Schloß, das
Allernechst bei den Feinden lag,
Darin zů ruen etlich Tag,
Hett bei im gar fast wenig Leut,
Neidelhart gedacht: Ich hoff heut
Werden gerochen an dem Mann.
Schickt zů den Feinden, ließ in sagen an:
Wollten si jetz Eer erjagen,
Daß si dann an einich Fragen
Ruckten mit einem Haufen Knecht
Für das Schloß, dann der Held an Necht
Darein mit wenig Volks kommen wer.
Daselb mochtens erlangen Eer,
Dann alsbald der Sturm wurd angeen,
So mocht er in nit widersteen;
Das Schloß ist gewunnen zůstund.
Der Haubtmann im zů folgen begund,
Zoch heimlichen fur das Schloß dar.
Teurdank der wurd des nit gewar,
Bis man darein schießen anfieng.
Teurdank selbs auf die Zünnen gieng,
Sach, was doch da mochte gesein;
Indem die Knecht liefen hinein
Den nechsten gen des Schloß Porten.
Teurdank sprach: »Von allen Orten
Bringt das Geschoß her zů mir,
Ich bin in Hoffnung, ich wells schir
Wider hinweg gewisen han.«
Das gschach, dann er gar manchen Mann
Darvor von Feinden zů Tod schoß.
Das den Haubtmann übel verdroß,
Sach, daß er nichts mocht gewinnen,
Darumb er wider zoch von hinnen,
Ließ der Sein der Sein: von den Seinen.manichen tot ligen.
Die Mer bliben nit verschwigen.
Neidelhart, der untreue Wicht,
Sprach: »Ach, mich will doch helfen nicht,
Was ich mit disem Mann anfach.
Ich glaub, wer mir nit so gach,
In zů bringen in Angst und Not,
So wer er langst beliben tot.
Der Krůg so lang zů Wasser geet,
Bis er ein Mal zůbrochen steet.
Darumb ich auch in Hoffnung bin,
Daß mir noch einmal werd mein Sinn
Ganz gelücklichen für sich gan
Gegen disem teurlichem Mann.«


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