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(80) Wie dem teurlichen Held Teurdank sein Pferd
durch den Hals geschossen ward, auch aus Anrichten des
Neidelharts.

Neidelhart dacht: Soll er von hin
Also kommen zů der Künigin
Mit dem Leben, frisch und gesund,
So wird zů derselbigen Stund
Unser Gewalt von uns genommen;
Wir möchten auch in Leid kommen,
Dann er ist ein ernstlicher Mann.
Darumb will ich weiter fahen an,
Zů versůchen noch andre Stuck,
Villeicht hilft mir einmal das Gluck,
Daß ich in bring zůletzt in Not.
Es geschach an eim Abend spat,
Da fûgt er sich zum Helden dar,
Sprach: »Herr, ich sage Euch fürwar,
Mir ist kommen Kundschaft gerecht,
Wie in disem Schloß die Kriegsknecht
Wellen das Haus übergeben.
Wenns beschech, das wer nit eben eben: günstig.
Meiner Frauen und irem Land.
Darumb, lieber Herr, seid ermant
Und reit bald, nembt dasselbig ein,
Ee und die Feind kommen hinein.«
Teurdank gelaubet seinem Wort,
Machet sich zůstund auf die Fart.
Nun hett Neidelhart vorhin bestellt,
Wann si wurden sehen den Held
Zů dem Schloß den Berg hinauf reiten,
Daß si sein nit wollten beiten,
Sonder den Held schießen zůtod,
Dann er sie in Angst und in Not
Wurd bringen, wo er zů in kem.
Wer anders sach, daß ers nit nem,
Ließ si henken über die Maur.
Die im Schloß sahen darab saur,
Sprachen: »Er soll nit kommen herein,
Sonder zůvor erschossen sein.«
Als nun der Held kam nah hin zů
Zů dem Schloß an einem Morgen frů,
Liefen si zů den Büchsen dar,
Schossen die mit einander gar
Ab auf den edlen Held Teurdank.
Darunder was ein Schlangen lang,
Daraus traf einer dem Held sein Pferd
Durch den Hals, darvons auf die Erd
Under im niderfiel und starb.
Ein Knecht an den Neidelhart warb,
Er sollt im geben das Botenbrot Botenbrot: Botenlohn.,
Teurdank der Held der were tot.
Vor Freuden Neidelhart aufsprang;
Teurdank belib nit ligen lang,
Sonder auf ein ander Pferd saß,
Reit widerumb anheim sein Straß.
Alsbald in sach der Neidelhart,
Von Herzen erschrak er gar hart,
Schalt sein Knecht aus dermaß übel.
Der Knecht sprach: »Herr, habt nit frübel,
Dann alsbald ich hörte knallen
Die Büchsen, do sach ich fallen
Den Helden nider zů der Erd,
Gedacht, er wer troffen; so ist sein Pferd
Geschossen worden under im zůtod.«
Neidelhart dem Held die Hend bot,
Fragt in, wie sich hielt das Geschloß.
Den Teurdank das Schießen verdroß,
Wollt im nit vil sagen darvon.
Neidelhart sprach: »Es leit Euch an
Etwas, darumb ich nit fragen will.«
Gieng also von im und schweig still.


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