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(11) Wie Teurdank mit dem Ernhold aus seinem Land
zog und an den ersten Paß, den Fürwittig innen hett,
kam.

Als nun kam der morgenig Tag,
Teurdank zů seinem Diener sprach:
»Sag dem getreuen Ernhold mein,
Daß er bald zů mir komm herein.«
Der Knecht tet mit ganzem Fleiß das,
Sůcht den Ernholden, da er was,
Bracht in bald zů dem Herren sein.
Teurdank sprach: »Lieber Ernhold mein,
Gueter und hochvertrauter Knecht,
Vernimm dise meine Wort recht:
Ein edle Künigin hat gesandt
Iren Boten her in mein Land
Und mich gar ser lassen bitten,
Daß ich wöll kommen geritten
Zů ir in ir Land an all Rast,
Dann si von Herzen beger fast
Mein zů der Ee dem Sakrament.
Darumb so rüst dich zů behend,
Wann du auf solcher Reis allein
Mein getreuer Gefert můßt sein,
Damit du künftig mügst darvon
Ein warhaftige Kundschaft ton Kundschaft ton: Zeugnis geben.
Der Erenhold im Antwort gab:
»Herr, darumb ich den Namen hab,
Daß ich eins jeden erlich Tat
Soll offenwaren fru und spat,
Und strafen seer in allem Land
Laster, Untugend und die Schand;
Dann alles in der Welt zergeet,
Ausgenommen die Eer beleibt steet.
Darumb so will ich geren mit
Euch hin ziehen und Euer Bitt
Auf dises Mal nit abschlagen.
Doch darbei tů ich Euch sagen
Und mit ganzen Treuen warnen:
Ir mûßt die Künigin erarnen erarnen: erwerben.

Durch Angst, Leid und gar große Not;
Nahend wird Euch oft sein der Tod,
Euch wird auch gegnen groß Sachen,
Der Ir fast wenig werdt lachen.«
Teurdank der sprach: »Tugendlichen
Ich hab allezeit gewichen
Falscheit und der Bösen Wesen,
Auch darbei oft hören lesen:
Ewig Eer sei der Tugend Lon
Und werd zůletzt mit reicher Kron
Begabet von dem höchsten Gott.
Darumb ich allzeit sein Gebot
Und die Eer hoff zů behalten.
Gott der Herr welle mein walten
Allweg und jetz auf diser Reis,
Dann ich zůvoran fast wol weiß,
Daß der Anfang eerlicher Tat
Nicht leichlichen von Henden gat.
Drumb ich nit will erschrecken darab,
Dann ich mich Gott befolhen hab.«
Der Ernhold sprach: »Gnad Herr, Ir habt
Gueten Verstand und seid begabt
Mit Vernuft und Weisheit genůeg;
Hierumb, so es nun wer Euer Fůeg,
So wollten wir reiten darvon.«
Der teurliche Held sprach: »Ich han
Von Herzen gar lang Zeit begert,
Zů sehen dieselb Künigin wert.«
Ritten darauf den ersten Tag
Mit mancher kurzweiliger Sag
Durch hoch Gebirg und dicke Wald,
Abenteur gegent gegent: begegnete. in manchfalt.
Die will ich lassen beleiben,
Dann sollt ich die all beschreiben,
Das brecht Verlengerung der Sach.
Teurdank hett kein Ru noch Gemach,
Bis er der Künigin Land ersach.
Frölich er zů dem Ernhold sprach:
»Ich sich dort die loblichen Erd,
Darin wonet die Künigin wert.«
Indem da kam die Nacht daher,
Darumb si nit gesahen mer,
Zů reiten in der Künigin Land,
Dann in der Weg was unbekannt,
Zogen in die Herberg ein,
Zů warten des andern Tags Schein.


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