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(15)Wie Fürwittig den edlen Teurdank auf ein Jembsen
Jeid fûren ließ.

Fürwittig der gedacht im wol:
Ein Birin nicht gleich fallen soll
Herab leichtlich von einem Schlag,
Darumb ich auch billichen mag
Versůchen mein Gelück weiter.
Es was einsmals gar fast heiter
Und an dem Himmel klar und schon,
Sprach er zů dem Helden: »Ich hon
Hie bei gar viel Gembsen Jejeid Jejeid: Jagdbeute.,
Die sein lustig und fast gemeit gemeit: fröhlich, ansehnlich..
Wo Ir hett Lust und Freud darzů,
So wollt ich Euch auf morgen frů
Füeren lassen an Berg dahin.«
Der Held Teurdank sprach: »Ja, ich bin
Aus kommen umb vil Abenteur,
Darumb gebet mir eur Steur Steur: Unterstützung.
Mit eim Schaft und gůten Eisen
Und laßt mich alsdann hin weisen,
So will ich mich dann understan
Hinein zů dem Gembsen zů gan.«
Der Fürwittig was fro darab,
Sprach heimlich: »Hör, du Jegersknab,
Morgen fru so nimm disen Mann,
Weis in in das Gebirg hindan
Zů den Gembsen hoch in die Wand,
Sei auch darneben wol ermant:
Ob er besteckt besteckt: steckenbleibt. mit seinem Fůeß,
So tů im deshalben kein Bueß Bueß: Abhilfe.,
Sonder in damit stecken laß,
Dann ich selber zů rechter Maß
In ledigen und lösen will.
Doch behalt dasselbig in still,
Sage keinem Menschen darvon,
Dann ich will allein disen Mann,
Was er kann auf dem Jeid, probiern.«
Der Jeger antwort: »Zů fueren
Weiß ich den Helden zůmal recht.«
Nach solchem nam der Jegersknecht
Seinen Schaft und die Eisen trůg
Und fûret den Helden genůg
An dasselbig Gebirg gar hoch.
Ungeferlich do traf ein Loch
Der Held und besteckt darinnen
Dermaß, daß er nicht gewinnen
Mocht seinen Fůeß heraus wider.
Er sach herab zůtal nider
Gar maniche Klafteren tief.
Mit gar heller Stimm er do rief
Zů dem Jegersknecht, der do was
Mit im an das Jeid gangen, daß
Er im hulfe und ledig macht.
Der Jegersknecht gar wol gedacht
An seines Herren Gebot.
Doch als er sach die großen Not,
Darin der edel Held stund,
In keinem Weg In keinem Weg: auf keinen Fall. er lenger kunnt
Dem teuren Mann Hilf versagen,
Dann dem Held am Herauswagen am Herauswagen: beim Herausbeugen.
Was gefallen aus seiner Hand
Der Schaft hinab durch die hoch Wand.
Der Jeger zů dem Helden ging,
Bot im sein Schaft, den er empfieng,
Und löst in dardurch aus der Not,
Sonst hett er sich warlich zů Tod
Müessen fallen hinab zů Tal.
Und wer er von lauter Metall
Gewest, in hett das gholfen nit.
Noch wollt er nach mandlichem Sitt
In keinen Weg lassen darvon,
Sonder begund weiter zů gan,
Dann er in einer scharpfen Wand
Ein gar schönen Gembsen steen fand.
Den hetten in die Jegersknecht
Darein gejagt, daß er nicht mecht
Merken den List und groß Schalkheit,
Daß si den Held hetten geleit
Mit Fleiß durch den löcherten Gang.
Teurdank der Held saumbt sich nit lang,
Sonder warf dasselbig Tier aus.
Darnach ging er wider zů Haus.
Fürwittig erschrak des gar hart,
Dann er hoffte, auf diser Fart
Sollt der Held tot beliben sein,
Dieweil doch vil der Löchlein klein
Allenthalb in dem Berg waren.
Wer sich darvor nicht kunnt bewaren,
Der fiel sich gar schwind zů Tod.
Aber Gott half im aus der Not;
Die Not der Held auch uberstund.
Darumb der Fürwittig begund
Zů gedenken auf ander Weg,
Ob dardurch der Held niderleg
Und er dem Bund tet ein Genûgen.
Meisterlich kunnt er verklüegen verklüegen: bemänteln.
Sein Falscheit und teuflische List,
Dann der teurliche Held nicht wißt
Anders, dann daß er gerecht wer.
Darumb trauet er im noch mer.


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