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(74) Wie der Teurdank Unfallo umb seiner Mißhandlung
willen von im jagt.

Teurdank bei im selber gedacht,
In was Not in Unfallo hett bracht,
Und wo ers bei Zeit nit für kem,
Daß er darin villeicht Schaden nem.
Darumb der Held zů Unfallo sprach:
»Es ist je ein wunderlich Sach,
Die mir bisher ist worden kund,
Daß ich hie bin sicher kein Stund,
Weder auf Wasser noch auf Land;
Im Bett wollst du mich han verbrannt.«
Darauf Unfallo mit dem Held redt,
Wie er das alls nit getan hett.
Sprach: »Es ist beschehen on mein Willen«,
(Er meint den Held wievor zů stillen)
»Dann die Stub jetz brunnen ist,
Das ist beschehen on meinen List.«
Teurdank wollt nit gelauben das,
Unfallo vor im nider saß
Und fieng wol halb zů zürnen an
Mit Herr Teurdank, dem werden Mann.
Sprach: »Laßt Ir Euch in solcher Sach
Erschrecken, so seid Ir zů schwach
Und mit nicht ein tuglicher Mann
Für mein Frau Künigin lobesan lobesan: rühmenswert.
Die Red tet dem Held hochgeborn
An seinem Herzen gar fast Zorn.
Nun heret, was weiter beschach.
Teurdank zů im kein Wort mer sprach,
Sonder begreif den Unfallo,
Bei seinem Hals hielt er in da,
Füert in darvon mit seinem Har.
Was ich Euch beschreib, das ist war;
Er hett in nit gnůg bewarn lan,
Darumb Unfallo heimlich entrann.
Das was dem edlen Held fast leid,
Doch machet sich der Held bereit
Und zoch hin an den dritten Paß,
Darauf Neidelhart Haubtmann was.
Der Neidelhart den Held erkannt
Aus dem gegebnem Verstand,
Den im Unfallo hett zůgeschribn,
Was Falsch er mit im hett triben.
Gab im auch darbei zů verstan,
Wie Teurdank, der teurliche Mann,
Wer gluckhaft und darzů gescheit.
Darumb, wo er mit seiner Falscheit
Nit understund, in Leid den Mann
Zů bringen, kem er dann darvon
Und wurd die Künigin erlangen,
So wurden si tot und gefangen.
Darumb sollt er kein Fleiß sparen.
Indem sach Neidelhart herfarn
Den Held, dem er entgegen gieng
Und mit gůten Worten empfieng;
Gedacht in seim untreuem Sinn:
Du kumbst lebendig nicht von hin.


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