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(75) Wie der berûmbt Held Teurdank an dritten Paß, den
Neidelhart innhett, kumbt, und was im für Geferlicheiten
begegneten.

Hie kam Teurdank, der loblich Held,
Mit seinem Ernhold auserwelt
Dahin wol an den dritten Paß,
Darauf der bös Neidelhart saß.
Der empfienge mit Worten schan schan: schönen.
Teurdank, denselben werden Mann.
Er bot im alle Zucht und Eer,
Groß Reverenz und anders mer
In Namen seiner Künigin zart.
Den Helden fraget der Neidelhart,
Durch was Ursach er wer gerannt
Kommen in seiner Künigin Land.
Teurdank sprach: »Ich wills verjehen.
Ursach ist, daß ich will besehen
Dein Frauen, die werde Künigin.
Darzů mir stet mein Gemůt und Sinn,
Zů werden ir treuer Dinstmann,
Ob ich die Gnad von Gott möcht han
Und durch mein Dienst dahin käm,
Daß si mich zů eim Gmahel näm.«
Darauf antwort der Neidelhart
Dem werden Helden auf der Fart auf der Fart: auf der Stelle..
Er sprach: »Mein Herr, seer wundert mich,
Daß Unfallo und Fürwittig,
Die meiner Fraun, der Künigin rein,
Globt und ir bestellt Haubtleut sein,
Euch nit mit Eren beleit han;
Si haben daran nit wol getan.
Darumb, Herr Teurdank, edler Held zart,
Saget mir bald zů diser Fart,
Wie hat sich doch geschicket, daß
Ir kumbt allein an disen Paß?«
Darauf antwort Teurdank mit Fůg:
»Si haben mir bewisen genůg,
Mit Untreu meinten si mich zwar,
Dardurch ich schier mein Leib verlor.«
Sagt im auch darbei alle Mer,
Wie es im bisher gangen wer.
Darauf antwort im Neidelhart
Mit klůgen Worten an der Fart:
»Herr, Ir seid noch ein junger Mann,
Mûßt solchs nit also frübel frübel: für übel. han;
Laßt Euch die Sach nit sein so schwer,
Daß Euch zů steet etwas on Gefer.
Kein Mann Ir darin verdenken sollt,
Wann Ir gern überkommen wollt
Mein Frau, die Künigin, zu eim Weib.
Ir mûßt auch nit sparn Euren Leib
Und Euch leicht Sach bekümmern lan,
Auch keinen bösen Gedank han,
Darzů übersteen noch vil mer.
Das gelaubet mir, lieber Herr,
Dann mein Frau, die weis Künigin, hat
Mit ir Landschaft in ganzem Rat
Beschlossen, daß si wöll kein Mann
Nemen, er sei dann wol getan
Und von edler Art geboren,
Darzů mit Mannheit erkoren,
Begabt mit Vernuft und Weisheit,
Erfaren in Geschicklicheit,
Durstig in ritterlicher Tat,
Onverdrieß Onverdrieß: unverdrossen. zů fechten frů und spat
Wider der werden Künigin Feind,
Der an der Anzal gar vil seind.
Wo er dann solchs alles vollendt,
Und mein Frau seine Dinst erkennt,
So wird er erst wirdig geacht
Zů irem Mann. Herr, das betracht
Und laßt die Sach underwegen,
Dann Euch noch vil wird begegnen,
Daß Ir nit alls mügt überstan.
Euch wird noch seltzam Ding zůstan;
Darumb das Euch soll widerfarn sein,
Als Ir sagt von den Gesellen mein,
Das tût fürbaß gedenken nicht,
Dann ich Euch warlichen bericht,
Daß Euch mein zwen Gesellen do,
Fürwittig und der Unfallo,
Nichts in keim Argen haben tan;
Daran sollt Ir Euch on Zweifel lan.«
Mit solcher Red er überredt
Den Held, daß er im glauben tet
All seiner Sag und Red fürwar.
Neidelhart was erzürnet gar,
Daß Teurdank nit langst hett verlorn
Seinen Leib, der Held auserkorn,
Wol von den zwein Haubtleuten do,
Als Fürwittig und Unfallo.
Darumb er Leid im Herzen hett,
Wiewol er nit desgleichen tet.
In solchem fůrt der Neidelhart
Denselben jungen Helden zart
Mit im in ein namhafte Stadt.
Seinem Gesind er befolhen hat,
Daß man dem Teurdank guetlich tet
Mit gůter Herberg frů und spet.
Man legt in in ein schönes Haus,
Si lebten all mit im im Saus,
All Sachen waren bestellt wol;
Was man darzů dann haben soll,
An dem was kein Mangel und Klag.
Als er nun hett gerüet etlich Tag,
Kam zů im der falsch Neidelhart,
Sprach: »Herr, ich můß besehen, wie Ir fart,
Ob Ir hirin zůfriden seid.
Was Euch dann mangelt und an leit,
Sollt Ir mir geben zů verstan.«
Der Held sprach: »Neidelhart, ich han
Nach meinem Willen Rats genůg.«
Neidelhart dacht: Nun ist mein Fůg
Kommen, daß ich mich understee,
In zů bringen in Leid und Wee.
Subtil můß ich das fahen an,
Damit er mir nit müg entgan.


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