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(96) Wie dem freidigen, edlen Held Teurdank im Essen
sollt vergeben vergeben: Gift gegeben.) worden sein, darvor er aber gewarnet
ward.

Nicht lang kam ein Brief, Neidelhart
Den hett gesandt die Künigin zart.
Die Übergeschrift lautet: An
Neidelhart, unseren Haubtmann,
Auch Unfallo und sein Gesellen.
Den Brief hette lassen stellen
Die Künigin der Meinung mit Eil:
»Wir embieten Euch unser Heil,
Als den, so verwarn unser Land,
Das wir Euch dreien vertraut hant,
Und empfelhen Euch drat ernstlich,
Daß Ir her zů uns sammentlich
Wollet on all Verzug reiten
Und uns warhaftig bedeuten,
Von wem uns in der Jaers Frist
So mancher Gefangner geschickt ist,
Die sich für uns haben gestellt,
Sagen von dem küenisten Held,
Der haben soll ein sighaft Hand
Und bis her bewart unser Land.
Der sei bei Euch, als man uns seit,
Begabt mit aller Schicklicheit,
Teur, freidig und darzů seer frumb,
Daß er auch von hoher Art kumb.
Sein Lob niemands voll sagen kann,
Als seine Werk das zeigen an;
All Zeit er sich eerlichen halt,
Brauch sich in unserm Dienst manchfalt.
Das habt Ir uns nit kund getan,
Darab wir groß Mißfallen han.
Darumb wellet denselben Held
Mit Euch bringen, so ferr Ir wellt
Gnad und Huld bei uns behalten.
Laßt Euch darin nichts aufhalten;
Zů Angesicht Euch gehorsam weist
Und auf das allerhöchst befleißt,
Damit Ir in schier bringet her
Bei Vermeidung unser Straf schwer
Und darzů großer Ungenad,
Daß im geschech kein Leid noch Schad.«
Der Bot kam zů dem Neidelhart
Und bracht im den Brief wolbewart
Von der edlen, schön Künigin her.
Der Neidelhart erschrak gar seer;
Von ganzem Grund des Herzen sein
Leit er darumb heimlich groß Pein,
Dacht: Wie soll ich mein Sachen tan,
Ich fürcht, ich müg mit Ern nit bestan
Bei meiner Frauen, der Künigin.
Urbering Urbering: plötzlich. kam im in sein Sinn
Ein treffenlicher böser Rat,
Dardurch er hofft, erst in den Tod
Zů bringen den edelen Held.
Bald er sich zum Helden gesellt,
Sprach: »Herr, Ir habt vil Sach getan,
Darumb ich Euch soll passieren lan.
Doch daß mittlerzeit sei das Land
Bewart, hab ich ein Boten gesandt
Nach den anderen Haubtleuten,
Den will ich solchs auch bedeuten
Und mit Eurm Rat Ordnung aufrichten,
Wie wir dann bei unsern Pflichten
Und Eiden zů tun schuldig sein,
Daß dieweil niemands fall herein
Und tů der Künigin ein Schaden.«
Teurdank sprach: »Ich will nit bladen
Mich mit Unfallo noch Fürwittig,
Dann si haben oft trogen mich.«
Neidelhart kert sich nit daran,
Ein Boten hieß er eilunds gan
Nach Fürwittig und Unfallo,
Den schicket er behend alldo.
Der Bot versaumet keinen Weg,
Sonder lief manchen schmalen Steg,
Bis er die zwen Haubtmenner fand,
Den gab er den Brief in ir Hand.
Als die des Neidelharts Schreiben
Vernamen, wollt ir keiner bleiben,
Sonder ritten zum Neidelhart dar.
Alsbald er ir wurde gewar,
Gieng er inen weit entgegen,
Sprach: »Gott, der Herr, soll Eur pflegen,
Seid mir hieher Gott willigkummen!
Ir habt villeicht wol vernommen,
Was mein Frau uns geschriben hat.
Darin gebt Euren treuen Rat,
Wie wir das wellen greifen an,
Damit wir töten den teurn Mann;
Soll er zů der Künigin kommen,
So wird von uns der Gewalt genommen.«
Zeiget in auch an darneben,
Was er bisher für ein Leben
Hett mit dem Held angefangen;
Doch wem all sein Anschleg gangen
Hinder sich und verloren gar.
»Ich mag euch anzeigen fürwar,
Daß ich weiß auf Erden nichts mer
Anzůfahen, dardurch er wer
In Schaden und Leid zů bringen;
Rat ir selber zů den Dingen.«
Darauf gaben si im Antwurt do,
Fürwittig und der Unfallo:
»Wir haben vernommen die Sach
Und tragen darab groß Ungemach,
Daß wir gar mit keinen Listen
Mögen unser Leben gefristen
Vor Teurdank, dem teurlichen Mann.«
Neidelhart zůletzt sprach: »Ich han
Vor etlichen Tagen gemacht
Etlich selb Geschoß und gedacht,
Es sollt erfüllet sein mein Will,
Dann ich die heimlichen und still
Legt verborgen in den Garten;
Die sollten auf den Held warten,
Ob er in den Garten geen wollt,
Der eines in erschießen sollt.
Aber alsbald ich die hett gelegt,
Von Stund sich der Himmel bewegt
Und regnet drei oder vier Tag.
Dardurch ich mir gedenken mag,
Daß die Planeten all gemein
Würken nach dem Begeren sein.
Dweil solchs nit hat helfen wellen,
Will ich euch, lieben Gesellen,
Noch einen Weg in großer Still
Anzeigen, was ich mer tůn will.
Ich hab geschickt vor kurzer Frist
Nach Gift, das mir heut kommen ist;
Dasselb will ich bereiten fein
Dem Held morgen in das Essen sein,
Und wann er hat das genummen,
So laßt all Ärzt zůsammen kummen,
Werdt ir keinen darunder finden,
Der sich des wird underwinden,
Dem Helden zů helfen aus Not,
Er můß darvon beleiben tot.
So well wir unser Regiment
Noch lenger behalten in der Hend.«
Des Rats wurden von Herzen fro
Fürwittig und der Unfallo.
Als si in solchem Rat saßen,
Eins Türknechts si darbei vergaßen,
Der des Neidelharts Diener was.
Alsbald derselb erhöret das,
Si wollten dem Held vergeben,
Dacht er: Ich will im sein Leben,
Ob Gott will, darvor fristen wol,
Wann ich im den Rat sagen soll,
Dann er mir Gůts hat tan;
Das will ich in heut genießen lan.
Gieng von inen aus der Kammer,
Darvon der Ernhold was nit fer
Und wartet auf den edlen Held.
Demselben er lauter erzelt
Und sprach: »Hör, lieber Ernhold mein,
Mag in dir ein Vertrauen sein,
So will ich entdecken ein Sach,
Daraus deim Herren groß Ungemach
Mag in gar kurzer Zeit entstan,
Wo er das nit verkommen kann,
Dann es trifft im an Leib und Lebn.«
Der Ernhold sprach: »Ich will dir gebn
Mein Treu zů rechtem Underpfand,
Daß du von mir nit sollsts genannt
Werden, es sei dann ganz dein Will.«
Der Türknecht sprach: »So merk in still
Das künftig bös, verretrisch Mörd!«
Sagt im, was er im Rat hett gehört,
Darumb sollt er sich keins Wegs vermessen,
Auf heut das Frumal Frumal: Frühstück. zů essen,
Dann er möcht sunst kommen in Not.
Der Ernhold sprach: »Nu dank dir Gott,
Daß du mir solches hast tun kund.
Mein Herr Teurdank soll dir zůstund
Darumb ein große Genad tan.«
Damit lief der Ernhold hindan
Und fand sein Herrn am Tisch sitzen.
Er sprach zu im aus sein Witzen:
»Herr, tût mit dem Essen gemach
Und hört zůvor von mir ein Sach,
Die ich Euch kann verschweigen nit,
Dann die mag keins Wegs haben Bit Bit: Aufschub.
Teurdank der Held hört dise Wort,
Stund auf vom Tisch, gieng an ein Ort
Mit seinem frommen Ernhold,
Fragt in, was er so eilends wollt.
»Herr, Euch ist ein Türhueter hold,
Der hat mir zů versteen geben,
Wie Ir anheut umb Eur Leben
Sollt kommen durch dises Essen,
Des han sich die drei vermessen«;
Und zeiget im allen Grund an.
Teurdank, der hochberüembte Mann,
Erschrak darab von Herzen seer,
Wollt fürt kein Bissen essen mer,
Blib also bei dem Ernhold steen.
Da sach er Neidelhart eingeen
Durch die Tur, zu besehen, was
Doch der Held ob dem Tische aß.
Als er den Helden dort steen sach
Beim Ernholden, fieng er an und sprach:
»Lieber Herr, was leit Euch doch an,
Daß Ir nit wollt zum Essen gan
Und heut so lang verziehen tůet?
Ist durch etwas beschwert Eur Můt,
Das Euch mochte zůwider sein?
Verschweigt mirs nit, lieber Herr mein!
Ist Sach, daß ich solchs wenden kann,
Ich will warlich darin kein Ru han.«
Teurdank sprach: »Schweig, du böser Wicht!
Was du redest, das ist alls erdicht!
Du hast mir vil Kümmer und Leid
Durch dein List bisher zůbereit.
Das hab ich dir alls geben nach
Der Hoffnung, du hettest danach
Von deiner Schalkheit gelassen.
So will du dich der nit maßen,
Sonder hast Tag und Nacht gedacht,
Ob du mich in Schaden hest bracht.
Du hast mir wellen vergeben
Und durch Gift nemen mein Leben,
Darumb du deinen rechten Lan
Von meiner Hand noch sollest han.«
Neidelhart sprach: »Lieber Herr mein,
Ich bitt, Ir wellt nit zu gech sein,
Und bedenkt, daß ich bin gewesen
Eur Diener, sonst hett Ir nit genesen
Mögen, wie das meniglich weiß;
Dann ich warlichen großen Fleiß
In Euren Sachen hab fürkert,
Durch die seid Ir worden ernert ernert: gerettet..
Ich bin warlich unschuldig daran,
Das will ich auf meinen Eid han;
Darumb sollt Ir mein Worten glauben.«
Teurdank sprach: »Willt du mich tauben tauben: betäuben.
Noch mit den falschen Worten dein?
Der möcht je wol unselig sein,
Der dir hinfür wollt vertrauen!«
Neidelhart sprach: »Ir werdt auf schauen
Und mit mir gar nichts fahen an.
Wer weiß, wen ich bei mir wird han!«
Die Schmachwort erzornetn seer
Den Teurdank; darumb er sein Wer
Mit Grimm aus seiner Scheiden zuckt,
Schlůg nach dem Neidelhart, der duckt
Sich meisterlich im aus dem Streich;
Heimlichen er von dannan weich.
Das was dem Dieb warlichen not,
Sunst hett er müessen ligen tot.


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