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(90) Wie der adenlich Held Teurdank durch sein besonnene
Geschicklicheit hundert und etlich Mann selb
vierzehend selb vierzehend: zusammen dreizehn. fieng, so in erlegt sollten haben.

Neidelhart noch kein Benüegen hett
An dem, das er dem Helden tet,
Bedacht ein neue Bûberei.
Eins Mals da kam im das Geschrei,
Wie ire Feind mit ganzem Heer
Sich hetten von in gelegt nit ferr
Und wollten liferen ein Schlacht.
Neidelhart in seim Sinn gedacht:
Mochte ich mit Listen den Held
Bringen hindan in das weit Feld
Allein auf ein Ort vom Haufen,
So mûßten in gleich anlaufen
Etlich von Feinden mit ir Weer.
In demselben gieng der Held her;
Neidelhart sprach: »Lieber Herr mein,
Ich hör, wie die Feind sollen sein
Aufs allernechst im Feld hiebei,
Und ist lauter das ganz Geschrei,
Si wellen sich mit uns schlagen.
Das hab ich Euch wellen sagen,
Ob wir in unseren Vorteil
Ruckten mit disem Volk, dieweil
Wir dasselbig tun mögen wol.«
Teurdank der Held antwort: »Es soll
Warlich aufs fürderlichist beschehen.«
Von Stund schickt der Held aus zů spehen,
An welchem Ort die Feind weren,
Dann er wollt sich schlagen geren.
Neidelhart heimlich schicken tet
Zů den Feinden, sagt in, wie sich hett
Der Held geschickt, mit in zů schlagen,
Alsbald es morgen wurd tagen.
Darumb, wurden si folgen seim Rat,
So wollt er in lifern in Tod,
Und wann si erschlûgen den Mann,
So wer die Schlacht gewunnen schon.
Die Feind wurden erfreut gar seer,
Zů hören, was sein Anschlag wer.
Neidelharts Bot zu inen sprach:
»Morgen und ee es wirdet Tag,
So schickt hindan ein Anzal Mann,
Die im Harnasch zůfůssen gan,
Daher auf dise Heiden breit,
Und lasset euren Haufen weit
Von dannen fûren auf ein Ort,
So will er den Helden fort
Mit vierzehen Mann und nit mer
Den nechsten auf si schicken her,
Daß er nit wol müg entrinnen.
Wellen si dann ein Beut gewinnen,
Das mögen si on Schaden tan.«
Die Feind namen den Anschlag an.
Teurdank, dieweil es noch nit Tag ward,
Was er mit seim Volk auf der Fart,
Zů ziehen seinen Feinden zů.
Neidelhart hett kein Rast noch Rů,
Bis er vollbracht seinen Anschlag.
Indem da brach daher der Tag.
Neidelhart rannt zum Helden dar
Und sprach: »Herr, ich sag Euch fürwar,
Daß ich ein Volk vor disem Wald
Gesehen hab in derselben Halt;
Nach meim Dunken sein ir zehen.
Herr, wollt Ir si recht besehen,
Damit es sei kein Hinderhůt Hinderhůt: Hinterhalt.,
Nembt mit Euch vierzehen Mann gůt,
Besecht si nach Notdurften wol,
Dieweil ich fürsich ziehen soll
Mit dem ganzen Gezeug hindan.
Ist dann not, so möget Ir han
Eur Zůflucht den nechsten auf mich.«
Teurdank der Held sahe umb sich
Und nam zů im dreizehen Mann,
Mit denen zug der Held darvon.
Alsbald nun der Teurdank wegkam,
Neidelhart das Volk alles nam,
Zog fürsich mit großer Eil weg,
Daß dest eer der Held nider leg.
Teurdank zoch in denselben Wald,
Bald sach er die Feind in dem Halt,
Der warn bei achtzig und hundert.
Teurdank sich des hoch verwundert,
Daß si nicht beliben weren
Bei irem Her. Er hett geren
Von stundan getroffen mit in,
Gedacht aber: Ein klein Gewinn
Wurde ich empfahen darvon,
Dann alle Wegen zehen Mann
An der unseren einen sein;
Ich můß durch ein anderen Schein
Disen Leuten angesigen.
Gebot den Sein, daß si schwigen,
Teilet si aus an gar vil End,
Sprach: »Secht eben, wenn ich mich wend,
So rennt mit einem Geschrei groß,
Ein jeder in die Trumetten stoß,
Bis zun vordristen in den Wald.
So will ich einen Reuter bald
Schicken, der euch anschrei gar seer,
Daß ir nit fürbaß reitet mer.«
Die Reuter hetten gemerkt das,
Alsbald sich der Held wenden was,
Stießen etlich in die Trumetten,
Wie sis dann ein Befelh hetten,
Und rannten mit eim großen Schall.
Darvon die Feind erschraken all,
Dachten: Wir sein all verraten.
In dem ward den Reutern boten,
Daß si sich sollten halten still:
»Das ist endlich des Haubtmanns Will,
Dann sie künnen nit entrinnen.
Der Haubtmann, ee sie von hinnen
Kommen, will mit in han ein Sprach.«
Das alls ein jeder Feind wol sach.
Darauf eilt zů in der Ernhold,
Sprach: »Wellt ir fristen eurn Leib bald,
So gebt euch in meines Herrn Gnad,
Oder ir leidt den gewissen Tod,
Dann ir seid hie ganz umbgeben;
Ich rat euch, Ir frist eur Leben.«
Die Feind erschraken darab hart,
Sahen, daß gerings gerings: rings. umb si die Wart
Was bestellet durch die Reuter.
Darumb si nider legten ir Wer,
Baten, daß man in ir Leben
Fristet, si wollten sich geben
An den hochberûmbten Haubtmann,
Wollt er si anderst nemen an.
Der Ernhold bald zum Herren rannt,
Sprach: »Herr, sie haben sich allsambt
Ergeben in Eur Gnad und Huld,
Daß Ir in vergebet ir Schuld.«
Teurdank reit allein zů in dar,
Sprach: »Ir Kriegsleut, glaubt mir fürwar,
Wert ir ander Leut gewesen,
Eur keiner hett mögen genesen.
Darumb gelobt mir mit eurem Eid,
Daß ir euch der schönisten Maid
Wöllt stellen in ir eigen Hand,
Ich mein die Künigin in dem Land.
Was dieselb mit euch handien wird,
Daran sollt ir sein von mir ungeirrt.«
Die Feind fielen auf die Knie nider,
Schwůren ein Eid, daß si wider
In zů keiner Zeit wollten tan,
Darzů kein Rast noch Ru mer han,
Bis si zů der edlen Künigin
Sich hetten gestellet dahin.
Nach dem der Held si ziehen ließ
Und sein Leut zůsamm kommen hieß,
Ritt eilund wider zů seim Heer.
Als in Neidelhart sach reiten her,
Groß Angst und Leid im darumb was,
Daß der Held frisch und gesund saß
Auf seinem Pferd; doch hoffet er:
Ob der Held schendlich geflohen wer,
So wollt ers der Künigin schreiben,
Dardurch er hofft, in zů vertreiben.
Als er aber vernam die Mer,
Wie der Feind Hauf gefangen wer,
Kam er schier von den Sinnen gar.
Indem da wurd Teurdank gewar,
Daß die Feind auch nahend waren,
Hieß er mit dem Geschütz für faren
Und macht sein Ordnung gůt und fest,
Als er dann darin wol zů tůn weßt.
Desgleichen auch die Feind teten.
Da sie all Sach geordent hetten,
Zogen si zůsammen mit Macht.
Teurdank der Held behielt die Schlacht,
Darvon in einem Bůch ich mer
Will schreiben und kumm wider her.
An die hundert und achtzig Mann,
Die sagten sich der Künigin an:
Zů ir Gnad stund ir Verlangen,
Dann si weren all ir Gefangen,
Durch einen Helden her gesandt,
Der Haubtmann wer in irem Land.
Der Türknecht sagts an der Künigin.
Die hieß si für si lassen in
Und höret si mit ganzem Fleiß.
Die Gfangen gaben Lob und Preis
Dem Helden und seiner Mannheit;
Ein jeder im vil Gůtes seit.
Des sich die Künigin wundert seer,
Dann sie doch nicht wissen möcht, wer
Doch der küen teurlich Held mocht sein,
Der solch Müe ir zůlieb allein
Hett bisher tan in irem Land.
Auf ir drei Haubtleut tets ir ant ant: leid.,
Daß si von in kein einichs Wort
Des edlen Helds halb hett gehort.
Dardurch si ein Verlangen gewann,
Zů sehen den teurlichen Mann.


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